Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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so massenhaft verbraucht und vorgefunden wird? Unser Organismus ist, wie 
die chemische Analyse der Organgewebe nachweist, in der That eine Art Kali 
pflanze und dennoch fühlen wir uns nicht versucht, salpetersaures, oder schwefel 
saures Kali oder Chlorkalium diätetisch in unser Blut so hineinzuschwemmen, 
wie wir dieses mit dem Chlornatrium (Kochsalz) in so unvernünftiger Weise 
thun. — Wir sehen, die Laune, unsere Lymphe und unser Blut alle Tage 
mit Kochsalz in Substanz zu befrachten, beruht schon von dem Gesichtspunkte 
der Körperökonomie nur auf Vorurtheil. Der Mensch ist mit anderen Worten 
kein Mineralivor, er soll kein Halophage sein; er soll sich seinen Natron- 
(Kochsalz-) Bedarf nur da holen, wo auch seine Bezugsquellen für's Kali sind, 
in den natürlichen Speisen. 
Wir haben uns aus Vorstehendem schon überzeugt, daß unser tägliches 
Salznaschen, um wie viel mehr die heutige Massenverspeisung von Salz zum 
Mindesten überflüssig ist. — Ist aber das Salzessen und das Trinken von 
Salzlösungen, von Salzpökeltropfen überflüssig, dann folgern wir daraus die 
zweite Erwägung: ob denn das moderne Salzschwelgen für unser Blutleben 
auch eben so gleichgültig wie überflüssig sei. Nützt uns das verspeiste Kochsalz 
nichts, wird es dann uns auch nichts schaden? Wird es auf die Dauer unser 
Blut und unser Nervensystem nicht schädigen? — Zur Beantwortung dieser 
Frage ist es in der Literatur der Gesundheitspflege und der herrschenden Heil 
kunde so dürftig bestellt, daß wir auf andere Beobachtungsgebiete, namentlich 
auf die praktischen Vorstudien der Homöopathie und auf das von ihr aufge 
häufte Beobachtungsmaterial noch einmal zurückgreifen müssen. Wir hatten be 
reits die Krankheitsbilder der chronischen und der acuten Kochsalzvergiftung des 
Menschen, welche wir oben ausführlich beschrieben, den Homöopathen ent 
lehnt, und werden nun auch weiter unten die homöopathischen Thier-Versuche 
der Kochsalzvergiftung anführen. Diese Versuche zeigen uns die reinen, speci 
fischen Giftwirkungen des Kochsalzes in ungetrübten Krankheitsbildern, sie lehren 
uns, wie unverfälschtes Blut und unverfälschte Nerven gegen die Einfuhr des 
Kochsalzes sich auflehnen und unter den Reizwirkungen dieses Stoffes schwer leiden. 
Specifische Wirkung der kochsalMberschüfle im Älute. 
Krankheitsfälle von Kochsalz. 
Schon 1848 schreibt der Homöopath vr. Watzke über die „Wirkungen des 
Kochsalzes im gesunden menschlichen und thierischen Körper" die denkwürdigen, 
auch auf unseren heutigen Standpunkt noch anwendbaren Worte: „Giebt es 
doch noch heute gelehrter Herren genug, die allen Ernstes behaupten, das Koch 
salz, was so viele Millionen täglich ohne Schaden genießen, könne unmöglich 
das Heer krankhafter Erscheinungen erzeugen, das uns vorgeführt wird — ein 
Grund, der sich eben so gut gegen den Pfeffer, den Ingwer, (den Essig) und 
andere Gewürze geltend machen ließe, denen bisher wohl noch Niemand die 
Fähigkeit abgestritten hat, durch Uebermaaß krankhafte Zustände hervorzurufen".*) 
Und doch ist durch Kochsalzverfütterung an Thieren und durch Beobachtungen 
an „Salzessern" festgestellt worden, daß der fortgesetzte übermäßige Genuß von 
Kochsalz, ähnlich oder gar noch schlimmer als der Genuß von Alkohol die 
manichfaltigsten krankhaften Zustände im gesunden Körper, ja vollständiges 
Siechthum und vorzeiliges Sterben erzeugen kann. (Fortsetzung folgt.) 
*) Oester. Zeitschr. f. Homöopath. IV. 1. Das Kochsalz, von I)r. Watzke, Wien 1848 
Braumüller und Seidel.
	        
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