Volltext: Der Naturarzt 1871 (1871)

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oder besser verlaufen zu machen, nennt Küchenmeister noch abführende 
und Brechmittel, und zwar als Abführmittel das Calomel 
(Quecksilberpräparat) in großen Dosen gleich im ersten Stadium, wodurch 
die charakteristischen grünen Stühle hervorgerufen werden; als Brech 
mittel die Spießglanzpräparate (Antimonialia) und die eigentliche Brech 
wurzel (Ipecacuanha). 
Die Frage, ob es Abortivmittel des gleich im Beginne behandelten 
Typhus giebt, läßt sich deswegen schwer entscheiden, weil es kein pato- 
gnomisches Zeichen des beginnenden Typhus giebt. Man denke an Prinz 
Albert, den Gemahl der Königin Victoria von England, der 3 Wochen 
lang von den Koryphäen der Medizin Londons behandelt wurde, ohne zu 
wissen, daß er den Typhus hatte, den die gelehrten Herren erst nach 
seinem Tode bei der Section an den Geschwüren im Darme entdeckten! 
Wie Dr. K. dazu kommt, in einer Schrift über die Anwendung 
des kalten Wassers auch noch obigen Arzneikram zu erwähnen, begreift 
man vollständig, wenn man sich seines Ausspruches in der Vorrede er 
innert: daß er nur für praktische, nicht einseitige Kollegen schreibe, 
und wenn man erfährt, wie er stets bei jeder Gelegenheit seinen Kolle 
gen Dr. Brand in Stettin, der auch eine Schrift über Typhusbehandlung 
mit Wasser allein herausgegeben, wegen dieser seiner Einseitigkeit 
aufzieht, z. B. S. 175: Unter den Neueren will natürlich von seinem 
einseitigen Kaltwasserstandpunkte Brand nichts von Calomel wissen. Seine 
Panacee ist eben kaltes Wasser und immer wieder kaltes Wasser! — 
Und deshalb gebührt meiner Ansicht nach Dr. Brand, dem Mediziner, 
nur Lob, nicht Tadel, denn wenn man sicher wissen will, was das 
kalte Wasser leistet, dann muß man es für sich ganz allein wirken 
lassen und nicht mit dem giftigen, nichtsnu^igen Arzneikram 
verbinden! S. 65 kanzelt K. ihn folgendermaßen ab: Eine neben dem 
Wasser anzuwendende Therapie (womit Arzneien zu verstehen sind) ist 
nach Brand unnöthig; denn wo Wasser die Hülfe versagt, ist auch von 
Medikamenten Nichts zu erwarten! — Und so ist Brand's Verfahren 
eben die in Wasser übersetzte Apotheke ohne die wissenschaftliche 
Basis der Wärmemessungen! (Das ist nicht richtig, denn Brand be 
dient sich des Thermometers fleißig, nur nicht pedantisch und auf Kosten 
der Ruhe des Kranken; aus vielfacher Wasserbehandlung kennt er die 
Wirkung „seiner Apotheke" genau und braucht die Thermometrie 
nicht bei jedem Kranken ohne Unterschied zweistündlich zu wiederholen, 
3- bis 4mal in 24 Stunden ist ihm und überhaupt genügend. W.) 
Als die im Typhus angezeigten Reizmittel und die Zeit ihrer 
Anwendung führt K. Folgendes von verschiedenen Autoren an: Der 
Wein (der beste sei Bordeaux, dann Ungarwein, Malaga und Portwein), 
wenn der Puls leer werde, Verfall der Kräfte und Schlaffheit der Ge-
	        
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