Volltext: Der Naturarzt 1871 (1871)

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Warum ist namentlilh für Kranke die fleischlose Diät 
entschieden zuträglicher als die gemischte Kost? 
(Fortsetzung) 
a«l a (Seite 180). Ist Pflanzenkost oder thierische der Gesundheit 
des Menschen zuträglicher? 
Es ist zweifellos, daß der Mensch sowohl bei einer ausschließlichen 
Fleisch-, wie bei ausschließlicher Pflanzen-Nahrung, als auch bei 
einer aus beiden zusammengesetzten, sog. gemischten Kost bestehen 
kann; alle drei kommen mehr oder weniger in der vieltausendjährigen 
Geschichte der Menschheit wie noch' heutigen Tages bei verschiedenen 
Völkern und Individuen vor; welche von den dreien aber für den 
Menschen entschieden den Vorzug verdient, das ist heute noch eine 
Streitfrage, über welche sonderbarer Weise bei unsern Gelehrten 
die Acten noch lange nicht geschlossen sind, während alle andern Ge 
schöpfe der Erde, geleitet von ihrem untrüglichen Jnstincte, darüber für 
sich schon längst im Reinen sind. Pferd, Ochse und Esel, so gut wie 
Löwe, Tiger und Wolf, — diese alle, sogut wie Elephant, Kameel und 
Affe, sogar der gefräßige Hayfisch, wissen, welche Nahrung ihnen 
am besten bekommt, die Krone der Schöpfung, der Mensch allein 
tappt in dieser Beziehung zum großen Theile noch im Finstern trotz 
all' seiner gerühmten Gelehrsamkeit ! Ist das nicht traurig? Woran 
liegt aber die Schuld? Sicherlich an verschiedenen Ursachen, welche ich 
an diesem Orte aber aus Mangel an Raum nicht näher erörtern kann! — 
Woher stammt nun aber das Fleisch derjenigen Thiere, welches 
im gewöhnlichen Leben, in sog. civilisirten Ländern, von Menschen 
genossen wird? Antwort: Größtenteils nur von pflanzenfressen 
den Thieren. Von Raubthierfleisch sich zu nähren eckelt fast alle 
Menschen instinctmäßig an, und merkwürdiger Weise ziehen die Raub 
thiere selbst das Fleisch von pflanzenfressenden Thieren vor! Das muß 
doch wohl einen Grund haben! — Wenn Fleisch wirklich so nahrhaft, 
so krafrgebend nach Außen, so kraftersparend nach Innen, (Liebig!) 
so leichtverdaulich ist, wie unsere Gelehrten behaupten, so muß das 
Fleisch von fleischfressenden Thieren diese Eigenschaften noch viel 
mehr besitzen, ja das Menschen fl ei sch für den Menschen eigentlich 
die beste, weil homogenste Nahrung sein! Es ist daher sehr zu be 
dauern, daß unsere den Fleischgenuß predigenden Universitäts-Professoren 
dem Bundeskanzler Bismarck nicht allen Ernstes bei Beginn des 
französisch-deutschen Krieges den Vorschlag gemacht haben, unsere Truppen 
bezüglich ihrer Ernährung auf gefangene, verwundete und erschossene 
Franzosen anzuweisen, wodurch der massenhafte Ochsentransport nach 
Frankreich, wie der der gefangenen Rothhosen nach Deutschland erspart
	        
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