Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

197 
Während uns somit die eigentlichen Ursachen der Cholera trotz Allem, 
auch trotz Pettenkofer noch so rät hsel haft sind als vor 30 Jahren, 
und vielleicht immer es bleiben werden, pflegt man das leider in der Medizin 
nicht immer so genau zu nehmen, gewöhnt wie man einmal ist, es unerträglich 
zu finden, daß man irgend etwas nicht erklären oder nicht kuriren könne. Auch 
da ist wiederum gerade deshalb ein Theoretiker, vor Allem ein so voreiliger und 
einsichtsloser, wie dieser Kothist Pettenkofer, ein ziemlich gefährlicher Mensch! 
Vor der Hand ist es demselben leider gelungen, allgemein den falschen Wahn zu 
erwecken, man kenne jetzt endlich die wahre Ursache der Cholera, das Kothgift, 
und Aerzte, Behörden wie Publikum mit einem unseligen Gefühl des 
Vertrauens in die von ihm empfohlenen Maßregeln zu erfüllen. Was 
kann man aber Gutes von denselben (nämlich seinen Desinficien- 
1 i e n) erwarten, wenn dieselben eine Gährung, Fäulniß oder ein Gift beseitigen 
sollen, die wohl gar nicht e x i st i r e n , und von denen nicht e i n ' 
mal Pettenkofer, wie er selbst gesteht, irgend etwas weiß? 
Wenn dieselben nirgends auch nur den g e r i n g st e n positiven 
und nachweisbaren Einfluß aus die Verbreitung und den Gang einer 
Seuche hatten, auch nicht in Städten, deren sämmtliche Brunnenwasser 
schließlich in Folge gründlicherDesinsection Eise nvitriol und dergl. führten 
oder nach Carbotsäure rochen?!! 
Und damit schließe ich meinen etwas länger gewordenen Auszug 
aus Oesterlen's Schrift über die moderne Pettenkofer'sche 
Cholerakoththeorie, und hoffe, daß mir der Leser darob nicht zür 
nen werde, denn es geschah nur in seinem Interesse, wenn ich 
mich nicht so kurz faßte, als ich Anfangs beabsichtigte; mm weiß wohl 
Jeder, was er von dieser Krankheit zu halten hat und wie er sich gegen 
dieselbe schützen, sie behandeln soll, will ich im Nachstehenden mit 
theilen. — 
(Schluß folgt.) 
Zur gefälligen Beachtung. 
Seit dem Jahre 1869 erschien in Leipzig: 
Der Volksfreimd, 
Organ z. Verbreitung d. Grundsätze naturgemäßer Lebens- u. Heilweise, 
in monatlichen Lieferungen a 1 Bogen gr. 8., seit 1870 mit einer viertel 
jährlichen wissenschaftlichen Beilage, zusammen für den Preis 
von 1 Thlr. 5 Ngr. jährlich. Da dessen Herausgeber, Herr rneä. vr. Born tt au 
im August vor. Jahres als Lazaretharzt den Feldzug nach Frankreich mitmachte, 
so gerieth das Unternehmen ins Stocken und erst vor Kurzem konnte der Jahr 
gang 1870 kompletirt werden. Vom Jahrgang 1871 ist noch gar keine 
Nummer erschienen, die Unternehmer sind vielmehr entschlossen, das Blatt 
wieder eingehen zu lassen und in ihrem Namen hat mir der Verleger, 
Herr Buchhändler Priber in Leipzig, unterm 9. August das Offert ge,nacht, die 
nicht unbeträchtliche Anzahl von Abonnenten des „ V o l ks s r e u n d ", soweit 
selbige nicht auch aus den N. A abonnirten, in das Schlepptau desselben zu 
nehmen, dadieTendenzbeiderBlätter nahezuganzdieselbe 
sei. Ich bin auf diesen Vorschlag mit Vergnügen eingegangen und offerire den 
selben hiermit den noch geringen Vorrath der erschienenen Nummern des laufen 
den Jahrganges. Den nächsten, den eilsten Jahrgang d. N. A. werde