Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

waren, ließ er alles Silberwerk, ferner Heu, Getreide und Vieh hiuwegnehmen und 
zuletzt die Ratsherrn, in Eisen und Banden gelegt, nach Olmütz abführen, bis sie 
sich erklärten, den Schweden jeden Monat 400 Taler zu zahlen?) Von Odrau ver¬ 
nehmen wir, daß am 10. September sich wieder Raubgesindel zeigte und überall 
Schaden verursachte. Der Schloßhauptmann Christoph Franz Beyer von Zweybrod 
ließ insgeheim die Dörfer aufbieten und alle Felder unb Wälder durchstreifen und 
die einsam stehenden Flachsbrechhäuser untersuchen. Man fing 10 wallachische 
Zigeuner, 3 Weiber und 3 Kinder, welche, in Eisen geschlagen, in die Stadt gebracht 
wurden, während viele andere entflohen waren. Trotz der Not der Zeiten vergaß 
man nicht auf das Vergnügen, das sich aber oft in das Gegenteil verwandelte. 
Zimmermanns Chronik erzählt, daß am Faschingdienstag 1646 in Odrau bei 
Herzmansky eine Tanzmusik abgehalten wurde, welcher der Bürgermeister, der Stadt¬ 
schreiber und die Ratsältesten beiwohnten. Früh morgens fand man die Frau des 
Bürgermeisters und den Stadtschreiber im Pferdestall, von den Hufen der Pferde 
zertreten, tot auf. — Mähren war damals von kaiserlichen Truppen fast ganz ent¬ 
blößt, .nur de Souches befand sich noch in Brünn und unternahm von dort aus 
Rekognoszierungen nach Ung.-Hradisch, Leipnik, Helfenstein und Weißkirchen, wo kaiser¬ 
liche Besatzungen lagen. In Troppau kommandierte der kaiserliche Oberst Peter von 
Warlowsky. Dessen Rittmeister Mayr beschwerte sich, daß einige der ihm zugewiesenen 
Dörfer wüst und öde liegen, weshalb ihm die von Odrau früher dem Regimente 
Riesenberg gelieferten Portionen zugewiesen wurden. Als die Stadt dem nicht 
nachkommen konnte, sandte Warlowsky am 11. Mai 1646 dem Leutnant Engel- 
stedt, der in Wigstein kommandierte, die Weisung, dieselbe scharf zu ermahnen, 
innerhalb drei Tagen ihre Schuldigkeit abzuführen, ansonsten ihr 50 Polaken „aufs 
die Exekution" geschickt werden sollen. Alls dem Rittmeister Mayr trotzdem die ver¬ 
langten Portionen nicht geliefert werden konnten, nahm er vier Bürger als Geiseln 
mit. Bald darauf kam die Besatzung von Helfenstein und requirierte auch. Als 
die ausgesaugte Stadt diesem Begehren ebenfalls nicht willfahren konnte, wurden 
abermals vier Bürger mitgeschleppt und in den Kellergewölben des Helfenstein ver¬ 
wahrt, bis alles Geforderte geliefert war. Auf kaiserlichen Befehl vom 18. Oktober 164«; 
wurde Podstatzky, der Kommandant am Helfenstein, seines Dienstes enthoben und 
an seine Stelle der Oberst Hans Heinrich Vollmayr von Dueß gegeben. Grütz 
befand sich auch in den Händen der Kaiserlichen. Daß Warlowsky Wigstein im 
genannten Jahre in die Luft sprengen lief)2), ist unwahrscheinlich, denn nach den 
Rechnungen der Stadt Hof ivurden im Jahre 1648 an kaiserlichen Auslagen nach 
Wigstein für den Obristleutnant Tschernembl, dann nach Prerau, Eisenberg und 
Plumenau 3595 fl. .10 kr. bezahlt. 
Plünderung durch die Schweden. 
Die Karte des Komenius von Mähren vom Jahre 1624 (nach der Ausgabe 
von Fischer 1645—1664) bezeichnet Odrau als eine mit Mauern eingeschlossene 
Stadt (urbs muris cineta), desgleichen Müllers Karte vom Jahre 1720. Die 
Mauern waren aber nicht imstande, sie vor einer abermaligen fürchterlichen Plünderung 
durch die Schweden zu schützen. — Gouverneur der schwedischen Garnisonen in Böhmen, 
Mähren unb Schlesien war Artwed Würtenberger von Debern, „der kön. Majestät und 
Krön Schweden ReichS-Zeugmeister". Dieser unternahm im Oktober 1646 mit seinen 
Truppen, einen RekognoszierungS- oder Raubzug. Von Sternberg marschierte er 
nach Leipnik und requirierte dort. Am 27. Oktober hatte er sein Hauptquartier in 
Weißkirchen aufgeschlagen, von wo er eine Abteilung nach Neutitschein sandte und 
dieser Stadt abermals eine schreckliche Ranzion (Lösegeld) auferlegte, wofür er ihr 
jedoch einen Schutzbrief ausstellte. Von Weißkirchen kam er nach Odrau, welches 
I Wolny: I, 278. — 2) Peter, Burgen: 36. Ytot.-Bl. 1859, 4.
	        
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