Volltext: Zur Geschichte der Gegenreformation in Tirol

Geboren 1534 zu Eltmann in Franken, war Nas erst als 
Schneider auf Wanderung gegangen; damals noch eifrig der luthe¬ 
rischen Sache zugethan, vollzog sich, als unter den protestantischen 
Theologen das Gezänke ausbrach, das einem Melanchthon seine 
letzten Tage verbitterte, eine vollständige Umwandlung in ihm. 
Wie er selbst sagt, durch die Leetüre des Thomas von Kempen 
bewogen, gieng er 1552 als Laienbruder ins Franciskanerkloster 
zu Ingolstadt, studierte dortselbst und trat dann nach einigen 
Jahren als Kanzelredner und Schriftsteller gegen den Protestan¬ 
tismus auf. Ein Mann aus dem Volke, der es ehrlich meinte, 
wusste er das Volk auch mit sich fortzureissen; wo er predigte, 
wurden die Leute wieder der alten Kirche gewonnen. Aber man 
merke wol, welche Richtung er hiebei einschlug. Die Verbesserung 
der religiösen Zustände hatte er vor allem im Auge. Weil der 
Protestantismus, der damals mehr und mehr in leeres Theologen- 
gezänke sich verlor, nachdem er früher manche wohlthätige Ein¬ 
richtung der alten Kirche vernichtet hatte ohne etwas an ihre 
Stelle zu setzen, ihm diese nicht zu fördern schien, war er über¬ 
getreten. Die alten Mystiker und Prediger: Tauler, Geiler von 
Kaisersberg, Thomas von Kempen u. s. w. nahm er sich zu Vor¬ 
bildern, in deren Sinne er das religiöse Leben des Volkes refor¬ 
mieren wollte, ohne gleich die ganze bisherige Kirchenverfassung 
über den Haufen zu werfen. Welcher Unterschied also zwischen 
seinen Bestrebungen und denen der Societät Jesu! Ihrer Energie 
im Kampfe gegen den Protestantismus ist Nas stets gerecht gewor¬ 
den. Er selbst galt seinen litterarischen Gegnern als ,Jesuitischer 
Schneiderknecht4; aber im Schosse seiner Kirche bekämpfte er die 
Methode der Jesuiten aufs heftigste. 
Zu Innsbruck kam im Jahre 1572 der Kampf zum offenen 
Ausbruch. 
Nas war 1571 auf der Rückreise von Rom, wohin ihn 
Ordensgeschäfte geführt hatten, nach Tirol gekommen und müde 
der Verfolgungen, die ihm seine Gegner in Baiern und Franken 
bereiteten, hatte er die Stelle als Domprediger zu Brixen, die man 
ihm anbot, angenommen. Als er dann das Jahr darauf nach 
Innsbruck kam, suchte ihn der Erzherzog Ferdinand, von Bewun-
	        
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