Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

oben hört das Sträßlein ganz auf; durch dich¬ 
ten Wald geht es, über Schnee hinauf nach 
Eoel di Pelugo, wo wir schon ziemlich er¬ 
müdet gegen 1 Uhr nachmittags eintrafen. 
Hier wurde menagiert, natürlich Konserven 
mit Brot, das letzte warme Essen während 
dieses „Familienausfluges", wie wir mit 
Galgenhumor die Bergtour auf die Gletscher 
des Adamello nannten. Jetzt begann erst 
der eigentliche Aufstieg; bis zum Rifugio 
Care alto mußten mehr als 1000 m Höhen- 
unterschied überwunden werden. Wenn man 
hinauffchauen will, muß man den Kopf, so¬ 
weit es geht, nach hinten beugen und nicht 
einmal da kann man bis ganz hinauf sehen, 
so steigt hier die Talsohle empor. Über end¬ 
lose Schneefelder führt der Weg, die steilen 
Hänge müssen in unzähligen Serpentinen er¬ 
klommen werden, dann wieder geht es ein¬ 
zeln abgefallen an Felsabstürzen vorbei. Da¬ 
bei begegnen uns Leute der 1. Kompagnie 
mit erfrorenen Gliedern oder schneeblind. 
Was sie erzählten, war gar nicht ermutigend. 
Schon sahen wir das Schutzhaus, doch im¬ 
mer und immer wieder schob sich ein höherer 
Schneerücken dazwischen, bis wir mit gro¬ 
ßer Anstrengung den letzten überwunden hatten und um 8 Ahr abends zum Schutzhaus kamen, 
das nur wenig Platz bot, so daß sich die meisten Leute Schneelöcher graben mußten. 
7.5. Ilm 7 Ahr früh des 7. ging es weiter, zuerst über endlos lange und steile Schneefelder 
längs eines zackigen Felsengrates gegen den Monte Care alto, dann durch eine kleine Ein¬ 
sattlung quer über den Grat. Trotz dem herrlich schönen Tage blies uns in dieser Scharte 
ein eisiger Gletscherwind entgegen. Bor uns lagen in breiter Ausdehnung der Niscli-Gletscher 
und weit drüben unser nächstes Ziel, das Wachhaus Pozzoni. Einzeln abgefallen überquerten 
wir ohne weitere Sicherungsmaßnahmen den Gletscher; erst gegen 1 Ahr nachmittags kamen 
wir drüben an, wo längere Zeit gerastet werden mußte, denn der größte Teil der Kompagnie 
war bereits zum Amfallen müde, mehrere waren weit zurückgeblieben. Das Wachhaus war 
eine elende Bretterbude, vollgestopft mit unseren Leuten, doch erwischte ich im Gedränge 
einen schwarzen Kaffee, den letzten für zwei Tage. In großem Bogen uns gegen den Care 
alto haltend, ging es um 3 Ahr weiter über den Lares-Gletscher gegen den Monte Folletto, 
von den auf dem die ganze Gegend beherrschenden Crozzon di Lares sitzenden Italienern mit 
Maschinengewehrfeuer belästigt, das aber infolge der großen Entfernung wirkungslos ver¬ 
puffte. Abends kamen wir bei der Felsspitze an, wo in einem Schneeloch der Hilssplatz ein¬ 
gerichtet war." 
Kubinger wurde indessen bald zum Abschnittskommandanten auf dem Eorno di Eavento 
berufen. „Auf halber Höhe angelangt, empfing mich ein eisiger Schneesturm, daß mir schier 
der Atem verging; der ganze Corno war in einen Mantel von wirbelnden SchneenaÄeln 
gehüllt, während unten auf dem Gletscher nichts davon zu spüren war. Trotz Kälte schwei߬ 
triefend kam ich hinauf. Glücklicherweise fanden wir noch eine leere Eiskaverne, deren Ein¬ 
gang mit einem vollständig gefrorenen Zeltblatt kunstvoll verhängt wurde." 
Die 1. Kompagnie rückte noch nachts nach Bigo Rendena hinunter. Die 5., die schon 
am Nachmittag des 6. abgelöst wurde, kam in so erschöpftem Zustand am 7. früh nach Ragada, 
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Schwieriger Geschütztransport im Adamello-Gebiet
	        
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