Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Bereitstellung zur Durchbruchsschlacht bei Folgaria 
(9. bis 14. Mai 1916) 
Das Ende April eingetretene warme Wetter und Regen brachten endlich ein Sinken 
der hohen Schneelagen auf den Höhen. Hatten die dortigen Bataillone bisher vornehmlich 
den Kampf mit den Naturgewalten führen müssen, um die Gräben vor dem gänzlichen Ber- 
schneien, die schwer belasteten Dächer der Unterstände vor dem Einsturz zu bewahren, die 
Wege für den oft tagelang stockenden Nachschub freizumachen, so begann nun ein emsiges 
Arbeiten zur Verbesserung der Stellung, Herstellung gesicherter Munitionslager und Anlage 
von Gräben hinter der Front zur Aufnahme der Reserven und zum gedeckten Abtransport 
von Verwundeten. Die Feindseligkeiten beschränkten sich auf Artilleriefeuer, das meist dem 
Werk Sebastian» und den Anmarschwegen galt, im übrigen beschäftigten sich die Italiener 
fleißig mit dem Stellungsbau, wie häufige Detonationen von Sprengungen verrieten. So 
nützten sie die lange Frist, die ihnen die Verzögerung im Angrisssbeginn bescherte, weidlich 
aus- der allmähliche Zufluß von Verstärkungen brachte ihre Infanterie im bedrohten Räume 
auf rund 125 Bataillone. 
Der Angriff traf somit auf weit schwierigere Verhältnisse, als man bei der ursprünglich 
geplanten Überraschung vorausgesetzt hatte. Immerhin gewährte aber der lange Aufenthalt 
der Bataillone, die zur Führung des Angriffes in erster Linie berufen waren, den Vorteil, 
daß man sich auf die schwierige Aufgabe gründlich vorbereiten konnte. Scharfe Beobachtung, 
vorsichtige Erkundungsgänge verschafften allgemach eine bessere Kenntnis des Verlaufes und 
der Art der feindlichen Stellung, Fliegeraufnahmen ergänzten das Bild und gaben Anhalts¬ 
punkte über die Befestigungen zweiter und dritter Linie. 
Die oberste Führung war entschlossen, die 11. Armee zwischen Etsch und Balsugana 
mit gut zusammengehaltener Hauptkraft über die Hochflächen von Folgaria und Lavarone 
gegen Thiene und Baffano vorstoßen zu lassen. Die 3. Armee sollte einstweilen als Reserve 
folgen. Als die Möglichkeit einer Überraschung schwand, wurde auf einen gleichzeitigen 
Angriffsbeginn des XX. Korps auf der Hochfläche von Folgaria und des III. auf jener von 
Lavarone verzichtet,' letzteres sollte vorerst in Ausnützung seiner bis in die Gegend der Werke 
Gschwendt und Lusern vorspringenden Stellung den geplanten Durchbruch des XX. Korps 
gegen Arsiero mit Artilleriefeuer unterstützen. 
Die Bezeichnung Hochfläche ist geeignet, das Angrisssgelände als günstigen Manövrier¬ 
raum erscheinen zu lassen) tatsächlich handelte es sich um ein sehr schwieriges Gebirgsgelände 
mit steil aufsteigenden Erhebungen, tiefen Schluchten, vielfach stark verkarstet und zum großen 
Teile mit Wald bedeckt. Der Mangel an guten Kommunikationen erschwerte die Bewegung 
der Artillerie und den Nachschub ungemein. 
Das XX. Korpskommando hatte seine genaue Angriffsdisposition bereits ausgearbeitet, 
es blieb nur die Bekanntgabe des Tages übrig, der vorläufig für die Bereitstellung mit dem 
n-ten, für den Angriff mit tt + 1. bezeichnet wurde. Hienach hatten nach entsprechender 
Artillerievorbereitung die 3. Division im Räume Astico-Tal—Monte Eoston, die 8. rechts 
davon bis zum Terragnolo-Tale anzugreifen. Rechts anschließend ging das VIII. Korps gegen 
den Pasubio vor. Den Rainern fiel die schwere Aufgabe zu, die Italiener aus der Stellung 
im Abschnitt Baito pra di Bertold!—Soglio d'Aspio hinauszuwerfen, beiderseits des schmalen, 
schlechten, mit großen Steilen behafteten Karrenweges, der die wichtigste Längsverbindung 
über die Hochfläche darstellte, an dem also naturgemäß die feindlichen Reserven zu vermuten 
waren. Als Ziel des ersten Angriffstages war die Osteria Fiorentini angegeben, die Linie 
der Steilabfälle gegen das Bal Lanze und Balle della Eivella. Rechts hatten die 14er gegen 
den Monte Eofton vorzugehen, links ein Bataillon 59er beiderseits des Astico. 
In ungeduldiger Erwartung verging die erste Woche des Mai. Am 8. führte Mjr. Schad, 
an Stelle des zur vorübergehenden Führung der 18. Brigade am 1. Mai abkommandierten 
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