Volltext: 1. Lfg. (1. Band / 1864)

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Von der Gottheit hatten unsere ersten Voreltern viel höhere Be¬ 
griffe als manche Kulturvölker des Alterthums, die trotz ihrer hohen 
Bildungsstuffe in die unsinnigste Ab- und Vielgötterei insgesammt 
verfallen waren, wenn man den Juden und Perser ausnimmt. 
Tacitus, unser bester Gewährsmann altdeutscher Zustände, 
berichtet, daß die Germanen es vermöge der Größe und Erhabenheit 
der Gottheit für unmöglich hielten dieselbe in menschlicher Gestalt 
darzustellen, und in Tempeln einzuschließen. In durch bestimmte 
Gränzen gesonderten Hainen verehrten sie die Gottheit. Reste hievon 
haben sich bis ins späte Mittelalter erhalten, und im Inneren 
Deutschlands will man noch solche Stätten erkennen. Unter Bäumen, 
auf Steinen, an Quellen wurde geopfert. Dieß geschah noch in 
den Zeiten des ersten Christenthums, da viele Stellen in den Con¬ 
cilien und Pönitentiarien des 7. unb 8. Jahrhundertes dagegen 
eifern. Priester besorgten nach Tacitus den Gottesdienst. In jedem 
Gau war nur Einer. Die Priester hießen Druiden. Die Religion 
bestand in 3 Sätzen: „Gott anbethen, nichts Böses thun, mann- 
hastjein.'' Die Druiden lehrten, der Mensch sei von Gott er¬ 
schaffen, die Seele unsterblich, nach dem Tode ein besseres jedoch 
sinnliches Leben. Sie lehrten, daß die Welt durch das Feuer 
zu Grunde gehen werde. Diese Priester mußten auch die Ver¬ 
brecher züchtigen, gleichsam als ob die Strafe zu Folge göttlichen 
Anspruches erfolgte, da einer bloß menschlichen Gewalt der Boier 
getrotzt hättte. 
Heilige Frauen, Alraunen genannt, besorgten mit den Priestern 
die Weissagungen aus dem Wiehern der Pferde, geworfenen Loosen, 
der Wasserschau u. s. w. Die Sprache der Alraunen bestand aus 
abgebrochenen Worten. Opser wurden gebracht, um der Gottheit für 
Wohlthaten, Siege, u. f. w. zu danken oder ihren Zorn zu versöhnen, 
vor den Weissagungen, vor der Schlacht und Wahl der Heerführer. 
Geopfert wurden, Menschen (Kriegsgefangene) Pferde, Rinder, Eber, 
Widder, Früchte. Außerdem bestand der Gottesdienst in Gebeten 
und Gesängen. So war es auch bei uns in den ersten Zeiten, 
und so blieb es im Innern Deutschlands, bis allmälig die reine 
Lehre des Christenthums Eingang fand, und die Haine und gehei¬ 
ligten Eichen unter den Aexten der christlichen Missionäre fielen. 
Nicht so war es an den Gränzen. Dort verscheuchte die 
Berührung mit anderen Völkern und Culturen schon frühzeitig den
	        
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