Volltext: Kulturgeschichtliche Bilder vom Abersee

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hatte, bei dem Hochzeitskreuz ein Denkmal zu errichten, bleibt unauf 
geklärt. Fast möchte inan es glauben. Wenigstens ninß die Ansicht, 
er hätte im zufälligen Vorbeikommen, beim Anblick des einsamen Kreuzes 
und durch die Erzählung der Geschichte gerührt, sich zu der fronunen 
Tat entschlossenst) als wenig glaubwürdig bezeichnet werden. Außer 
der Marmorinschrift fehlt jede sichere Überlieferung in dieser Geschichte. 
Da lassen sich schwer Vermutungen aufstellen, geschweige denn be 
gründen. — Unweit des Hochzeitskreuzes steht auf einer Insel im See 
das sogenannte Ochsenkreuz, wie die Sage erzählt, zur Erinnerung 
an einen Metzger, der, am Schweif eines Ochsen hängend und so 
durch den See gezogen, hier glücklich landete. Alls einem Votivbild 
in der Sänlennische ist dieses Ereignis dargestellt. Das Denkmal 
stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert. 
Nicht nur in der Umgebung des Sees, wo die vielen „Marterln" 
es bezeugen, auch draußen in der Welt genoß der heil. Wolfgang als 
Fürbitter in den Fährlichkeiten des Lebens große Verehrung. Unter 
den Weihgeschenken, die zu seinem Altar gestiftet wurden, finden sich 
die merkwürdigsten Dinge?) Aber auch wahre Kunstwerke sind zu 
Ehreil dieses Heiligen geschaffen worden, wie der berühmte Altar, den 
Michael Pacher in den Jahren 1479 bis 1481 in Holz geschnitzt hat. 
Auch der Erzbrunnen vor dem Eingang der Kirche, ein Werk des 
Passaner Meisters Raunacher, ist hier zu nennen. Die Kirche selbst 
in ihrer heutigen Gestalt steht seit 1504. Das Pfarrhofgebäude und 
Schloß ist im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts durch gelegentliche 
Zubauten zu seinem jetzigen Umfang gediehen. — Auf dem Falken 
stein, wo St. Wolfgang einst gehaust hatte, ist eine Kapelle erstanden 
und daneben eine Klause, von der jetzt nichts mehr zu sehen ist. Der 
r ) So versucht Zeller den Zusammenhang zu erklären. Eine solche Rühr 
seligkeit können wir aber kaum der edlen Haunspergerin, viel weniger dem alten 
Haudegen Longinus zumuten. 
2 ) Abt Bernhard Lidl von Mondsee erzählt in seinem Buch vom 
„Überseeischen Gebürg" (1732) die Geschichte einer Menge solcher Votivgeschenke 
und erwähnt dabei z. B. „ein sink von einem türkischen Fahn, welchen einige 
christliche Soldaten bey der in Ungarn anno 1664 ergangenen Feldschlacht am 
St. Gotthardsberg (sie!) erobert, und als sie von denen Türcken umringet 
worden, auf gemachtes gelübd zu dem hl. Wolfgang sich glücklich durchgeschlagen"; 
oder: „ein Pistolenrohr, geopfert von einem Ambtmann zu Reichersperg in 
Bayern: solches ist ihme im Losschiessen zersprungen, zurück auf daß Hirn ge 
fallen, doch auf Anrüsten des hl. Wolfgangi kein Schaden zugefüget".
	        
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