Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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Mühlviertler Wein, Gold und Perlen. 
(Von Johann Si gl, Pfarrer i. R.) 
Auch Oberösterreich betrieb früher Weinbau, und zwar hauptsächlich um 
Aschach a. D., welcher Markt denn auch Trauben in seinem Wappen führt. Auch 
das Mühlviertel hatte seine Weinberge, namentlich in der Gegend von Ottensheim; 
in der Nähe dieses Ortes stand einst die Kirche Höflein, in deren noch erhaltenen 
Zehentverzeichnissen auch der Wein aufscheint. Daß es auch in unserem oberen 
Mühlviertel Weinbau gab, ist erwiesen; eine über unseren Landesteil handelnde 
Urkunde vom Jahre 1161 spricht ausdrücklich von Weingärten, sowie wir auch 
verschiedene Flurnamen haben, welche aus dem einstigen Weinbau hervorgegangen 
sind. So gibt es in der Nähe der Ruine Haichenbach (Kerschbaumerschlössel) „Wein- 
gartenwaid" und „Weinwiesel" und in Kirchberg einen „Weinberg". Eine „Weingarts- 
wiese" findet sich auch in Kleinzell, und zwar bei der Ruine Partenstein. Bei den 
mit „Wein" zusammengesetzten Flurnamen ist übrigens wohl zu beachten, ob die 
betreffenden Fluren für Weinbau geeignet waren, denn von den Namen sind 
gar manche durch Kürzung unklar geworden; so kann z. B. „Weinacker" auch 
Weinbirnacker bedeuten (von einem dastehenden Weinbirnbaum), wie es auch ver¬ 
schiedene „Kirchenacker" und „-Wiesen" gibt, deren Namen aber aus „Kirchenweg- 
acker" und „-wegwiese" entstanden sind. Bei Leonfelden gibt es auch einen Ort 
„Weinzierl" ; dieses Wort besagt Weinzieher, also Winzer, Weingärtner. Der 
Weinbau wird im Mühlviertel seit 1817 nicht mehr betrieben, wie der Geschichts- 
schreiber Pillwein berichtet, der auch sagt, daß im Jahre 1786 nach einem Grund- 
ausweise im ganzen Mühlviertel noch 10 Joch mit Weinpflanzungen bedeckt waren, 
daß aber diese Fläche schon bald darauf herabgesunken war auf 392 qu Klafter. 
Gold besaß und besitzt das Mühlviertel vor allem im Wasser der Donau, 
da diese, wie auch viele andere Flüsse, Gold mit sich führt. Die Gewinnung des 
Flußgoldes — aus dem schimmernden Sande, welcher nach Hochwasser am Ufer zurück- 
bleibt — heißt Goldwäscherei; daß diese auch im Mühlviertel betrieben wurde, 
beweist schon der Name Goldwörth (Wörth — vom Wasser umspültes Stück Land) ; 
ein Häuschen in der Nähe von Aschach a. D. heißt heute noch „beim Goldmann" 
und eine Goldwäscherfamilie wird in den Matrikenbüchern der Pfarre Niederkappel 
um das Jahr 1635 erwähnt. Gold enthalten übrigens auch viele Steine und der 
selige Professor Dr. Laurenz Pröll hat oft darauf hingewiesen, daß auch das 
Mühlviertler Gestein goldhältig sei; die Zeit, in welcher aber da eine Ausbeute 
lohnend würde, werden wir kaum erleben. 
Perlen, diese kostbaren Schmuckgegenstände, finden sich in gewissen Muscheln, 
welche selbst wieder in Meeren und in einzelnen Bächen vorkommen. Solche 
Perlenbäche hat gerade das obere Mühlviertel, doch die Perlenmuscheln darin 
waren nie viele und haben durch allzu häufiges Ausfischen — das haben auch 
die Franzosen, als sie in den Kriegen vor etwas über hundert Jahren im Lande 
waren, prächtig verstanden — fast ganz aufgehört. Es wäre wohl angezeigt, daß durch 
Staatsunterstützung, wie das auch in Bayern geschieht, Perlenmuschelhegung eingeführt 
und so auch unseren Perlenbächen wieder neue Belebung gegeben würde. Hier sei daran 
erinnert, daß die alten Herrschaften von ihren früheren Grundrechten einzig nur mehr 
die Fischerei gerettet haben, daß daher auch die Perlenmuscheln ihnen gehören und jede 
unbefugte Sammlung derselben bestraft wird. Da das Erträgnis aus den Perlen- 
muscheln des oberen Mühlviertels immer nur ganz gering war, so hat hinsichtlich
	        
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