Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

Die Furchtlosigkeit, der Gleichmut, die herrische, aber in 
den Formen ruhig geäußerte Autorität, wie sie sich in 
Schwarzenberg aussprach — man kann aus den vortreff¬ 
lichen Erinnerungen des Hauptgehilfen Schwarzenbergs 
in jener Zeit, des späteren Botschafters Hübner, manches 
darüber nachlesen — dies, aber auch die tiefe Verachtung 
gegen die Revolution und ihre niedrig geborenen Urheber 
und Nutznießer waren die Eigenschaften, die der kaiser¬ 
liche Jüngling, halb unbewußt in sich selbst als ursprüng¬ 
liche Kräfte seines Wesens zu fühlen glaubte, teils wohl¬ 
bewußt in sich zu entwickeln und möglichst zu stärken 
strebte. 
Einem jungen Menschen sind die Eigenschaften, die er 
selbst noch nicht vollkommen zu besitzen befürchtet, aber 
innigst anstrebt, zugleich Wunschtraum und Ideal: erst 
im reifen Alter idealisiert man seine eigenen Vorzüge und 
Schwächen. Schließlich fühlte Franz Joseph mit der in¬ 
stinktiven Sicherheit der noch „unbeschriebenen Seele“, daß 
der dynastische Patriotismus Schwarzenbergs in den Tiefen 
seines Wesens wurzelte, daß dieser und sein Stolz die ganze 
urwüchsige Willenskraft dieses Mannes in Bewegung setzten, 
welche dieser physisch und seelisch längst müde Libertin 
jahrelang in so vielen Abenteuern an so viele geringe Dinge 
und Objekte seines Ehrgeizes verschwendet hatte. In der 
Tat — in dem ausgebrannten Herzen dieses über Nacht 
zum Lenker eines Reiches gewordenen fürstlichen Lebe¬ 
mannes war es nur solcher an das Höchste gewendete Ehr¬ 
geiz und so leidenschaftlicher Haß, wie er ihn gegen die 
Revolution empfand, was sein Wollen noch bis zur äußer¬ 
sten Spannkraft beleben konnte: der Ehrgeiz, das große 
Reich neu zu bilden und der Plaß sowohl gegen diejenigen, 
die die Revolution verkörperten wie gegen jene hoch¬ 
adeligen Pfuscher, welche durch ihre Feigheit und Un¬ 
kraft die Revolution unvermeidlich gemacht und sich dann 
von ihr zurückgezogen hatten. Deshalb schrieb er damals 
an seinen Schwager, als dieser ihm seine und der Adels¬ 
partei Pläne über die Notwendigkeit der Schaffung einer 
österreichischen Pairie in einem künftigen Reichsparlament 
auseinandergesetzt hatte, ganz kurz und kühl die Ant¬ 
wort: „Es gibt in Österreich nicht vier Männer von hohem 
Adel, welche die Fähigkeiten besäßen, um die Einrichtung 
einer Pairskammer in Österreich zu rechtfertigen.“ Felix 
4 Redlich, Kaiser Franz Joseph 
49
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.