Volltext: Conrad von Hötzendorf

IN GEHEIMER MISSION 
gebung wechselten mit der reichen Kanzleiarbeit in angenehmer 
Weise ab. 
Am 18. November registriert Conrad in seinem Tagebuch die 
Nachricht, daß er zur Beförderung zum Hauptmann eingegeben, 
vom Kriegsministerium aber mit der Begründung gestrichen wor¬ 
den sei, daß er noch zu kurz Oberleutnant gewesen war. „Daß 
ich fünfeinhalb Jahre Leutnant war, wurde nicht in Rücksicht 
gezogen.“ Am 5. Dezember traf der neuernannte Brigadier Gene¬ 
ralmajor Nikolaus Killic ein. 5,Ich wurde von ihm äußerst freund¬ 
lich empfangen und sah sofort, daß mir mit seiner Ernennung 
zum Brigadier ein Glück widerfahren war. Killic war eine aus¬ 
gesprochen harte, entschlossene Soldatennatur; er hatte schon 
unter Radetzky in Italien gekämpft, war bei Königgrätz schwer 
verwundet worden und hatte sich während der Okkupation als 
schneidiger Führer erwiesen.“ 
Conrad erkrankte infolge der Überanstrengung, er fieberte, 
hatte starke Kopfschmerzen und verbrachte ganze Nächte schlaf¬ 
los. In diesem Zustand traf ihn der Befehl des Generalkom¬ 
mandos, in der Maske eines Parlamentärs, mit der Begründung, 
es handle sich um ein gemeinsames Vorgehen gegen das über¬ 
handnehmende Räuberunwesen, auf türkisches Gebiet, wenn mög¬ 
lich bis Plevlje, vorzudringen und über die Stimmung der Be¬ 
völkerung, den Wert der türkischen Truppen und die feindlichen 
Kommunikationen zu berichten. 
„So krank ich auch war, war es natürlich, daß ich mich zu 
dern Ritt fertigmachte. Auch in der Nacht zum 7. Dezember 
schloß ich kein Auge und fieberte, stand aber zeitlich auf und 
ritt ab.“ Conrad erhielt einen Offizier als Dolmetsch und eine 
Eskorte zugewiesen. Am 8. Dezember überschritt er, fiebernd 
und nur von Tee und Brot lebend, in tiefem Schnee und bei 
eisiger Kälte die Grenze; auf Wegen, die von den Pferden nur 
mit größter Mühe erklettert werden konnten. An der Karaula 
des türkischen Grenzpostens wurde Conrad angehalten und nach 
einem Han eskortiert, wo ein türkisches Halbbataillon lag. Die 
Offiziere konnten nicht schreiben, nur ein einziger lesen; die 
Mannschaft hatte „verlumpte Verbrecherphysiognomien“. 
Während des Rittes hatte die Einwohnerschaft eine bedroh¬ 
liche Haltung eingenommen, die Conrad durch energisches Ver¬ 
37
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.