Volltext: Conrad von Hötzendorf

PFLICHT ALS GEHEIMER RAT 
sichten auch solche anderer anzuhören und zu erwägen ge¬ 
neigt ist“. 
Als Geheimer Rat hatte sich Conrad mit Eid verpflichtet, die 
Interessen der Monarchie zu verfolgen. Dies veranlaßte ihn, 
Ende Oktober 1912 den Leitern der Militärkanzleien des Kaisers 
und Thronfolgers ein Essay über die außenpolitische Lage zu 
übermitteln. 
Conrads Mission in Rumänien 
Der Balkankrieg hatte die Monarchie in eine schwierige Lage 
gegenüber Rumänien gebracht. Es war sehr wichtig, sich dessen 
Bündnistreue für den Fall einer Verwicklung mit Rußland zu 
sichern. Anderseits zwangen die Verhältnisse auf dem Balkan zu 
einer Unterstützung Bulgariens, dem Rivalen Rumäniens. 
Mitte November 1912 starb die Gräfin von Flandern, die 
Schwester des Königs Carol. Der Thronfolger eröffnete Conrad, 
daß er im Aufträge des Kaisers als Überbringer der Kondolenz 
des Hofes nach Bukarest entsendet werde. Dieser Anlaß sollte 
benützt werden, um die Beziehungen beider Länder zu vertiefen. 
Mit Rumänien seien ähnliche Vereinbarungen wie mit Deutsch¬ 
land anzubahnen und diese womöglich schriftlich niederzulegen. 
Mit diesen Instruktionen reiste Conrad nach Bukarest. Er 
verbrachte dort den 29. und 30. November in regem Gedanken¬ 
austausch mit dem König, dem Ministerpräsidenten, dem Chef 
des Generalstabes und sonstigen einflußreichen Staatsmännern. 
Er konnte dem Kaiser berichten, daß Rumänien im Kriegsfälle 
mit seinen vollen Kräften an der Seite des Dreibundes stehen 
werde. Die Besprechungen mit dem Chef des rumänischen Ge¬ 
neralstabes, Avarescu, hatten zu einer Einigung bezüglich der 
von Conrad empfohlenen Aufmarschräume der rumänischen 
Armee geführt. Auch der Ministerpräsident Majorescu hatte 
Conrad versichert, bei einem Angriff auf die Monarchie seiner 
Bündnispflicht treu nachzukommen. Die schriftlichen Abmachun¬ 
gen beschränkten sich auf Abmachungen mit dem Chef des Ge¬ 
neralstabes. Doch waren gerade diese ein großer Erfolg, da 
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