Volltext: Conrad von Hötzendorf

ZUFRIEDENHEIT DES KAISERS 
schützen. Am 14. Februar kam es zum Zusammenstoß mit den 
ausgerückten Truppen, einzelne Abteilungen sahen sich ge¬ 
zwungen, von der Feuerwaffe Gebrauch zu machen, es gab Tote 
und Verletzte. 
Die Agitatoren schürten die Leidenschaften zur Siedehitze. Am 
folgenden Tag zog der tobsüchtig gewordene Mob durch die 
Straßen, stürzte Gaskandelaber um, zündete das ausströmende 
Gas an, verübte Terrorakte gegen die Hausbesitzer, die anlä߬ 
lich der Trauer um die Gefallenen keine schwarzen Fahnen aus¬ 
gesteckt hatten, und begann die offen gebliebenen Geschäfts¬ 
läden zu plündern. Es kam wieder zum Waffengebrauch, die 
Zahl der Toten und Verletzten stieg. Conrad setzte die Ver¬ 
hängung des Standrechtes durch, was alle weiteren Ausschreitun¬ 
gen unterband. 
Ich befand mich bei Ausbruch der Unruhen bei der Stabs¬ 
offiziersprüfung in Wien. Auf die erste Zeitungsnachricht erbat 
ich beim Chef des Generalstabes die Einrückung zum Regimente. 
Feldzeugmeister Beck verstand mein Verlangen, ich wurde rasch 
in den noch ausständigen Gegenständen geprüft und reiste noch 
am selben Tag nach Triest ab. 
Am Bahnhof erwartete mich der Offiziersdiener mit der 
Marschadjustierung, der Pferdewärter mit dem Pferd, und unter 
Bedeckung einer Patrouille rückte ich zu meiner Kompanie ein, 
welche das alte Statthaltereigebäude in der inneren Stadt zu 
schützen hatte. 
Nachdem die Ruhe wiederhergestellt war, berief der Aller¬ 
höchste Kriegsherr den Regimentskommandanten nach Wien, um 
ihm seine Anerkennung für die tadellose Haltung des Regiments 
auszusprechen, das die Insulte der irregeleiteten Menge mit Ge¬ 
duld hingenommen hatte, bis die Wahrung der Staatsautorität 
und die Sicherung von Leben und Eigentum der Bevölkerung 
rücksichtslose Schärfe forderten. Kaiser Franz Joseph war offen¬ 
bar durch die mustergültige Haltung des sich zum großen Teil 
aus der Bevölkerung von Triest rekrutierenden Regiments sehr 
angenehm überrascht. 
Das Regiment hatte noch mehrere Monate nach Unterdrückung 
des Aufstandes strenge Bereitschaft bei Tag und Nacht. Zum 
täglichen Exerzieren wurde mit scharfer Munition ausgerückt, 
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