Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

Noch in demselben Jahr erschien es in kleiner Ausgabe (vgl. Bild 22) in Straßburg unter 
der Bezeichnung „Büchsenmeysterei44 bei Egenolph, mußte mehrfach in beiden Ausgaben 
neu aufgelegt werden, wurde wiederum 1569 und 1582 in Frankfurt a. M. gleichfalls als 
„Büchsenmeisterei44 bei Egenolphs Erben gedruckt und 1614 und 1619 als „Kunstbüchlein 
vom Geschütz und Feuerwerk44 durch Theodor de Bry in Frankfurt a. M. herausgegeben; 
ein buchhändlerischer Erfolg, wie er für derartige Schriften in jener Zeit wohl schwer¬ 
lich seinesgleichen hatte. 
Es gab wohl noch früher gedruckte technische Bücher, doch waren sie in lateinischer oder 
anderer Sprache verfaßt, es gab sogar zwei in deutscher Sprache früher gedruckte Bücher 
bergtechnischen Inhalts, doch konnten sie bei weitem nicht ihren Ursprung auf 1420 zu¬ 
rückführen1. So kann „das Buch44 schon rein äußerlich als recht beachtenswert und wich¬ 
tig angesprochen werden: es ist das älteste rein technische deutschgedruckte Buch. 
Doch wichtiger als diese Äußerlichkeit war sein für Jahrhunderte grundlegender, bedeut¬ 
samer Inhalt. Kaum waren die Aufsehen erregenden Mitteilungen über die deutschen 
Waffen durch den Druck zur Kenntnis der breiten Öffentlichkeit gekommen, da bemäch¬ 
tigte sich erklärlicherweise auch das Ausland ihrer inhaltsreichen Lehren. 
Zwar von England ist darüber nichts bekannt. Es war sowieso in seiner waffentechnischen 
Rückständigkeit mehr noch als alle anderen europäischen Länder von der deutschen Füh¬ 
rung und von der Belehrung durch deutsche Techniker abhängig. So berichtet eine 
neuere englische Quelle, daß eine deutsche Büchsenmachertruppe von 14 Personen im 
Oktober 1438 unter Anwesenheit sogar des Königs die dortigen Waffen-Sachkundigen im 
Pulverschießen von Feuerpfeilen und steinernen Feuertöpfen, die mit deutschem Brand¬ 
feuer gefüllt waren, unterwies (man beachte: vom Schießen mit Eisen-, Blei- oder Stein¬ 
kugeln ist dabei nicht die Rede!). Die dabei genannten Büchsenmeister Walter Lokyer, 
Walter Hermanson, Gerhard vonEwe blieben für lange Zeit im Dienste des letzten Königs. 
„Die Verwendung von deutschen Artilleristen war zu jener Zeit hierzulande etwas Ge¬ 
wöhnliches2.44 Eigene, selbständige Fortbildung an Hand eines deutschen Lehrbuches 
durfte hier deshalb als überflüssig erscheinen. 
Anders war’s schon in Italien. Wenn auch hier die wesentliche Fortentwicklung der Pulver- 
Waffentechnik dem deutschen Einfluß zuzuschreiben war, so verarbeitete doch Biringuc- 
cio in seiner ganz auf deutscher Grundlage aufgebauten „Pirotechnia44 von 1540 das 
Feuerwerkbuch in weitem Umfang, wobei er freilich nicht unterließ, auf die deutschen 
Verdienste gebührend hinzuweisen3. 
Die Franzosen dagegen übersetzten nicht nur die „Pirotechnia44 und ließen dabei — offen¬ 
bar absichtlich — den Hinweis auf Deutschland fort, sondern schrieben auch das Feuer¬ 
werkbuch ohne jede Quellenangabe ab. Das in der Pariser Bibliothek enthaltene Manu¬ 
skript trägt den Titel „Le livre du seeret de l’art de l’artillerie et cannonerie44 und ist in 
1 ,,Ein nützlich bergbuchley“ 1505 und ,,Probierbüchlein uff Golt, Kupfer, Blei“ 1518, vgl. ,,Deutsche Technik“, November 1940, 
S. 481, Wißner ,,Die ersten gedruckten technischen Bücher“. 2 Vgl. Quellen-Verz. (d), S. 9. 3 Johannsen, Biringuccio, z. B. S. 261. 
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