dann brennen sie in dem Wasser vierundzwanzig
Stunden lang, ehe sie ganz verbrennen. Die
Feuchte schlägt allweg von dem Wasser das
Feuer an den Pfahl, bis der Pfahl verbrennt.
(91) Wie man sehr gute Feuerpfeile machen soll.
Willst du gute Feuerpfeile machen, so nimm
drei Pfund Salpeter, ein Pfund Schwefel, ein
halb Pfund Kohle, und stoße das zu Pulver,
(mache es) zu Teig mit gebranntem Wein, und
mache dann ein kleines Säcklein aus Barchent¬
tuch so lang, wie der Pfeil ist, und tu den Teig
in den Sack. Stoß den Pfeil da hindurch, und
verbinde ihn mit gutem, starkem Faden hinten
und vorn. Und schwemme ihn danach im Schwe¬
fel oder im Harz, so hast du gute Feuerpfeile.
(92) Wie man macht, daß sich Wasser anzündet.
Willst du eine Materie machen, daß sich Was¬
ser anzündet, so nimm ungelöschten Kalk und
ebensoviel Schwefel nach der Waage. Und aus
der Materie mache einen Docht, und sprenge
darauf Wasser, so entzündet es sich. Und gießt
du öl darauf, so erlischt es.
(93) Abermals, in einem andern Sinn, als vorher
davon steht, wie man gutes Schwefelöl1 ma¬
chen soll, das zu starkem Feuerwerk sehr nütz¬
lich und gut ist.
Willst du machen Schwefelöl, das dir zu star¬
kem Werk nützlich und gut ist, so nimm Ei¬
dotter, die hart gesotten sind, und stoß die in
einem Mörser sehr gut, bis sie werden wie
Schmalz und nimm dann lebendigen Schwefel,
gut gestoßen, auch durch ein Tuch gut gebeu¬
telt2, und mische es untereinander, rühre es
sehr gut, daß eine Materie daraus wird, und tu
es dann in ein Kukurbit3. Brenne es aus, so
hast du gutes Schwefelöl.
(94) Wie man ein fliegendes Feuer machen soll, das
da fährt in die Höhe.
Willst du machen ein fliegendes Feuer, so nimm
einen Teil Colofania, das ist Griechisch-Harz4,
und zwei Teile lebendigen Schwefel und drei
Teile Salniter. Das reibe alles ganz klein. Und
reibe es dann mit einem kleinen (Teil) Lein¬
saatöl oder Loröl, daß es darin zergeht und
wird wie ein Confect5. Und tu das in eine
eichene Röhre, die lang ist, und zünde es an,
und blase in das Rohr, so fährt es, wohin du
das Rohr kehrst6. v
Wie man ein starkes Feuer machen soll, das (95)
auch sehr gut wird.
Willst du machen ein starkes Feuer, so nimm
Alkuriam, das ist Gloriet7, und Schwefel und
öl und Eidotter, ausgebrannt. Das nimm zu
gleichen Teilen, und röste das langsam in einer
Pfanne bei einem Feuer über den Kohlen, daß
es wie ein Confect8 werde. Nimm dazu ein
Vierteil Wachs, mische das alles untereinander,
und tu es dann in einen rindledernen Sack9, der
gut bestrichen ist mit öl. Und mache das zu
mit einem Wachs. Und wenn du es mögen
willst, so lege die Materie an eine Stelle, wo es
luftig ist. Und wenn der Wind dazu geht, so
wird es brennen, und wenn man Wasser darauf
gießt, so gewinnt es (an) Flammen.
Nun folgt abermals, hernach, wie man gute (96)
Feuerpfeile machen soll.
Willst du machen gute Feuerpfeile, so nimm
Säcklaken10, auch Barchent, und nimm Pulver,
das da gemacht ist, und schiebe es in die Säck¬
lein, die du hart machen kannst; und nimm
einen sinbel11 oder vierkantigen Eisenpfeil,
und stoß "ihn da mitten durch das Säcklein der
Länge nach. Und das Pulver soll mit dem ge¬
brannten Wein und mit öl zusammengeknetet
sein, wie davor in diesem (Buch) davon steht.
So hast du gute Feuerpfeile.
Wie man gute Feuerpfeile machen soll, die
nicht rostig werden, wie lange sie (auch) liegen.
Item: Willst du Feuerpfeile machen, die da
liegen, wie lange du willst, daß sie nicht rostig
werden, so pich die Eisen. So liegen sie, wie
lange du willst, daß sie nimmer rostig werden.
Item: Wie wenig der Wind (auch) weht, wenn
man einen Feuerpfeil auf einer Armbrust ent¬
zündet und ihn schießt, wenn er entbrannt ist,
so weist ihn der Wind doch ab, zumal es dann
1 Schwefelsäure. 2 Gesiebt. 3 Kürbisähnliche Flasche. 4 Kolophonium. 5 Einheitliche Masse. 6 Also ein Flammenwerfer. 7 Vgl.
Vorbem., techn. Fachausdrücke. 8 Einheitliche Masse. 9 Blatere mhd. Blase, Sack, blatere-pfife — Dudelsack; rindry — rinderin =
von Rindleder. 40 Sackleinwand. 14 Runden.
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