Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

peter, guten, besseren und den allerbesten Sal¬ 
peter; man findet (auch solchen), der gemengt 
ist mit Alant1. Der ist in dem Munde weder 
zu bitter noch zu süß. Kannst du dann den 
Alant gut von dem Salpeter scheiden, so magst 
du ihn wohl kaufen, aber er wird weniger, und 
du mußt ihn doch teuer kaufen, und nützt dir 
der Alant und das Salz gleich nichts. Es ist wohl 
den Kranken gut, die den Salpeter kaufen, 
wenn er viel an Gewicht hat, aber beim Schei¬ 
den und Läutern daran verliert. 
Man findet auch Salpeter, der nicht allgemein 
gut ist, sondern ein wenig gröblich gesäubert 
und geläutert ist, so wie er von dem Berg und 
Stein gekommen ist. Dieser ist zu erkennen in 
dem Mund: er ist gar sehr bitter. Wenn du 
weder Salz noch Alant darin findest, ist er rein. 
Den sollst du kaufen, je reiner desto besser. 
Denn der läutert und scheidet sich gern sehr 
gut und wird besser davon als der vorige. 
Man findet Salpeter und soll ihn suchen bei Brü¬ 
chen der Trugsteine2 oder sonst in Steinhöhlen 
und Berglöchern wie an feuchten Mauern, die 
bisweilen trocknen und nach einer gewissen 
Zeit wieder naß werden. 
(32) Eine Unterweisung, welcher Salpeter der aller- 
kräftigste ist. 
Du sollst wissen mit rechter Wahrheit, daß der 
wilde Salpeter nicht ebenso viel Kraft hat, wie 
der Salpeter, der wächst in den Häusern und 
in den Kellern an den feuchten Mauern, die 
bisweilen abtrocknen und nach einer gewissen 
Zeit wieder naß werden. Und wenn du heimi¬ 
schen Salpeter gut und richtig läuterst, so tut ein 
Pfund davon so viel mit seiner Kraft und Stärke, 
wie drei Pfund des wilden Salpeters tun möchten. 
Nun hast du vorstehend alle die Unterweisun¬ 
gen und Lehren, die für den Salpeter nützlich 
und gut sind. 
(33) Nun steht hernach, welcher Schwefel der beste 
ist und wie man ihn danach noch stärker machen 
soll, als er vorher ist. 
Lebendiger Schwefel, der ist der allerbeste 
Schwefel, denn er ist stark und gut und ist 
auch schnell zum Feuer3, und braucht man da¬ 
von nicht so viel, wie von dem anderen Schwe¬ 
fel, wie in diesem Buch hernach steht. 
Wie man Schwefel bereiten soll, so daß er zu (34) 
dem Büchsenpulver und zu allem Feuerwerk 
nützlicher, kräftiger und hitziger wird als vor¬ 
her. 
Willst du guten Schwefel machen, so nimm 
weißen Schwefel aus dem Kramladen4 und zer¬ 
laß ihn in einem irdenen Geschirr, daß er gut 
zergeht. Und nimm zu einem Pfund Schwefel 
ein Lot Quecksilber, das mit Schwefel getötet 
ist, und rühre das untereinander. Und danach 
gieße den Schwefel in guten Branntwein, so 
wird er desto trockner, hitziger und besser. 
Also hast du (die Lehre), welcher Schwefel der 
beste ist, auch wie man ihn besser und kräftiger 
machen soll, als er an sich selbst ist. 
Nun folget hernach, wie man die allerbeste (35) 
Kohle machen soll, die man haben kann. 
Willst du die allerbesten Kohlen machen, die 
jemand haben kann, so nimm weißes Tannen¬ 
holz, Pappel- oder Lindenholz, das frisch ist. 
Und mache daraus Scheite, und dörre sie in 
einem Backofen, und verbrenne sie zu eitel 
Kohlen, und beachte, daß die Scheite keinen 
Ast haben, und nimm die Kohlen also frisch, 
und tue sie in ein Becken, und lösche die Koh¬ 
len mit Branntwein. Und wenn du die Kohlen 
ablöschen willst, stürze allweg ein Becken über 
das andere, daß dich die Flammen nicht ver¬ 
brennen. 
Folgt hernach, wie und womit man die Kohle (36) 
kräftigen und stärken soll, daß sie in dem 
Pulver nicht verderben5 kann. 
Du sollst wissen, daß Atriment1 die Kohlen 
stärkt, daß sie nicht verderben. Denn das ge¬ 
schieht sehr viel, daß die Kohle in einem Büch¬ 
senpulver verdirbt, so daß Pulver alt wird, 
(wenn) dabei Atriment nicht ist. Hätte man 
Atriment dazu getan, wäre es nicht verdorben. 
Darum stärkt es die Kohle. 
1 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdriicke. 2 Troc — Futter-, Teig-, Brunnentrog. 3 Entzündet sich leicht, schon bei 260°. 4 Kraum von 
kram — ausgespanntes Tuch, Zeltdecke eines Kramstandes, Handelsgeschäft. 5 Eriverden — verderben. 
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