Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

Und also hast du vorstehend in diesem Buch 
gar mancherlei Weise und gute, richtige Form, 
wie du rohen, ungeschiedenen und ungeläuter- 
ten Salpeter und auch den Salpeter, der (schon) 
geläutert und geschieden ist, noch besser läu¬ 
tern, scheiden und reinigen sollst. 
(25) Nun steht hernach, wodurch du erkennen sollst, 
ob der Salpeter genug geläutert ist oder nicht. 
Wenn du versuchen sollst, ob Salpeter genug 
geläutert ist oder nicht, so nimm ein wenig von 
ihm und lege ihn auf eine glühende Kohle. 
Brennt er dann schön, ohne zu springen und 
ohne über sich zu platzen, so ist er gut und 
richtig. Brennt er aber nicht schön und platzt 
.über sich, das ist ein Zeichen, daß er nicht ge¬ 
nug geläutert ist. Den läutere mehr. 
(26) Wie man den Salpeter versuchen soll, ob er mit 
Salz gemischt ist oder nicht. 
Willst du Salpeter versuchen, ob er mit Salz 
gemischt oder gefälscht ist, so nimm davon so 
viel wie eine halbe welsche Nuß, und leg das 
auch auf eine glühende Kohle oder auf einen 
Brand, der gut glüht. Brennt er dann schön 
auf der Kohle oder auf dem Brand, als ob er 
unter sich wollte, so ist er ohne Salz und ist 
gut und richtig. Platzt er aber über sich, das ist 
ein Zeichen, daß Salz dabei ist. Vor dem 
hüte dich. 
(27) Wie man den Salpeter ohne Feuer erproben 
soll, ob er mit Salz vermischt ist. 
Auch möchte man Salpeter wohl versuchen 
ohne Feuer. Nimm Salpeter so viel, wie eine 
welsche Nuß groß ist, und tue das in ein sau¬ 
beres Schüsselchen, das nicht schmalzig ist, und 
gieß hinein ein wenig Wasser, das rein und kalt 
ist, und laß den Salpeter eine Weile darin lie¬ 
gen. Und wenn das geschehen ist, so gieß das 
Wasser ab und versuche es in dem Mund. Ist 
das Wasser gesalzen und hat der Salpeter sehr 
abgenommen, so daß er viel weniger (gewor¬ 
den) ist als vorher, das kommt vom Salz her. 
Ist er aber nicht weniger (geworden) als vor¬ 
her und ist das Wasser nicht versalzen, so ist er 
gut und bewährt. Ohne Zweifel kannst du ihn 
dann kaufen. 
Wenn du geläuterten Salpeter kaufen willst, (28) 
so steht hernach eine gute Lehre, Salpeter zu 
kaufen, der (eben) erst von Venedig kommt, 
daß man damit nicht betrogen wird. 
Es ist eine besondere Kunst, Salpeter zu kau¬ 
fen, wenn er (eben) erst von Venedig kommt. 
Wenn du kommst an ein Geschirr mit Salpeter, 
so stoße die Hand hinein. Wird sie dann feucht 
und naß, so ist er nicht gut. Bleibt sie aber 
trocken, so ist er gut. 
Abermals, wie du guten Salpeter erkennen sollst. (29) 
Versuch ihn mit dem Mund. Ist er dann räß1, 
bitter und gesalzen, so ist er nicht gut. Ist er 
aber sehr pitzenlich2 und scharf, so ist er gut. 
Abermals eine Lehre, wie man den Salpeter (30) 
kaufen soll. 
Welcher Salpeter glattzapfig ist, der ist gut. 
Davon kannst du wohl kaufen. Aber welcher 
Salpeter rauhzapfig ist, der ist nicht gut, und 
roher milder Salpeter ist auch nicht gut. 
Es ist (so), daß etliche Kaufleute gewöhnlich 
in allen Sachen, womit sie umgehen, Vorteil 
suchen, wo sie können oder mögen. Dadurch 
wird ihr Kaufmannsschatz oft verringert und 
erschwert, da die Leute, die von ihnen kaufen, 
wähnend, sie hätten einen guten Kauf getan, 
oft von ihnen betrogen werden. Und besonders 
an dem Salpeter, dabei ist große Täuscherei. 
Darum steht davor und hiernach, wodurch man 
erkennen soll richtigen und guten Salpeter, 
oder wodurch man wissen kann, welcher Sal¬ 
peter vermischt ist mit Salz oder mit Alant3. 
So findet man auch in diesem Buch davon ge¬ 
schrieben, wie man Salpeter von aller Unsau¬ 
berkeit scheiden soll: von Salz und Alant3. 
Nun findest du aber hernach, wie man Salpeter (31) 
kaufen soll, der nicht genug geläutert ist. 
Eine besondere Kunst ist es, Salpeter zu kau¬ 
fen, der noch nicht richtig auf seine Weise ge¬ 
läutert und geschieden ist, wenn er von Vene¬ 
dig gekommen ist. Merke gut: man findet Sal- 
1 Herb, scharf. - Stechend scharf, von pfetzen mhd. zwicken, kneifen, stechen, ritzen, in der Münchener Handschrift 4902 (bl) steht: 
„bitzenlich vnd süßlecht“ (süßlich). 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 
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