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Bild 94. Der Schaft, zeitliche Entwicklung
Fig. 14. Lauf liegt in ganzer Länge im klotzigen Schaft, um 1400. Fig. 15. Dreiviertelschäftung, Lauf mit Schaft durch Ösen und.
Stifte verbunden, um 1500. Fig. 16. Ganze Schäftung einer Radschloßbüchse, etwa 1600. Fig. 17. Ganze Schäftung einer Radschloß-
biichse, mit Ladestock, Kugelkasten im Kolben, um 1600
Aus K. Maleyka, Aus der Vorzeit unserer Jagdgewehre (1938)
Erschwerend stand der Einführung bei der Truppe die umständliche Bauart und die nicht
einfache Spannvorrichtung im Wege, da zum Spannen, zum Aufziehen der Spiralfeder
eine lose Kurbel jedesmal aufgesetzt werden mußte. Außerdem war das Schloß auch fiir
den Massen-Truppengebrauch zu teuer. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts stellte sich der
Preis auf 55 Taler, zu einer Zeit, als die vollständige Muskete mit Batterie-Steinschloß
dem preußischen Heer für 9 Taler geliefert wurde. Das Radschloß konnte sich daher bei
der Fußtruppe nicht recht einführen lassen. Seine Bedeutung hat es im wesentlichen nur
für Jagdwaffen und bei der Reiterei, besonders für Pistolen gehabt.
Noch recht lange Zeit wurde neben dem Batterie-Steinschloß und dem Radschloß das Lun¬
tenschloß verwendet, dessen Verfechter sogar noch während des Dreißigjährigen Krieges
den Feuerstein scharf bekämpften. Zu diesen gehörte unter vielen anderen auch Johann
Jacobi von Wallhausen, der 1621 Oberstleutnant in Mainz und nachher Oberstwachtmei¬
ster in Danzig war; und erst 1792 konnte berichtet werden1: „Jetzt aber besteht nur eine
Meinung, denn der Flintstein hält 50 Schüsse aus, und der Soldat wird bestraft, wenn
unter 16 Abfeuerungen ein Versager ist.44
Den Abschluß dieser Entwicklungszeit bilden die Stecher am Schloß und die gezogenen
Handbüchsen, über die die ersten Nachrichten von 1480 (Wien) und 1498 (Nürnberg)
nicht völlig verbürgt sind. Seit 1566 aber nimmt ihre Verbreitung ständig zu, bis sie in
den Heeren, und zwar bei den Jägern, 1631 (Hessen Kassel), 1645 (Bayern), 1674 (Bran¬
denburg) eingeführt werden. Unter Friedrich dem Großen sind sie bereits in großem
Umfang bei Jägern, Unteroffizieren und Husaren im Gebrauch.
1 Bedtmann, Bd. III, S. 441.