Der beißt vor Ärger die Nägel und kratzt mit den Fingern den Kopf sich.
Wetteifert dann doch der Jünglich auch mit dem hochkultivierten
Dichter Tibull1 und — schwankend auf rechtlich schaukelnder Schale —
Auch mit Catull2. Kaum für wahr hält er des verwickelten Rechtes
Knoten und Fragen, die Baldus3 erklärt mit der Freude am dicken
Kodex des Corpus iuris. Sie reden — was ist noch verborgen?
Ich übergehe die Redner und die verschlungenen Pfade
Bild 40. Beschießung einer Stadt. Holzschnitt von H. Burgkmair. Aus dem Weiskunig, um 1520
Der mäandrischen Logik4, die frei macht von allem Dunkel,
Was doch offen am Tag liegt; auch über das Wissen der Ahnen
Geh’ ich hinweg, das sie vierfach gruppierten, während Erklärer
Auslegten die Gesetze, und die geheimen Gedanken
Gottes breit offenbarten. Wenn nun die gelb-blonde Ceres5,
TJnd der Schöpfer der Rebe, der Gott auch der heilenden Künste,
Und wenn Pallas verehrt wird, die pflanzte den ersten Ölbaum6,
Und mit ihnen all das, was nährt den Körper, ihn kräftigt,
Hilft, wenn der Tod schon ist nah: wirst du, wißbegierige Jugend,
Bau’n um so würd’ger Altäre dem Künstler7, der hell an das Licht zog
Alles vom Urbeginn des Weltalls, die Taten der Feldherrn
Brachte unter das Volk, der Könige mutige Taten,
Der verbreitet auch hat das Kriegsrecht, das Bürgerrecht gleichfalls,
1 Römischer Elegiker, geb. etwa 54 v. Chr. mit reichem Innenleben. 2 Roms größter Lyriker, geb. 77 v.'Chr. 3 Baldus, geb. 1347 zu
Peruggia, war in Bologna Rechtslehrer und Kommentator des Corpus iuris. 4 Mäander, Fluß in Ionien und Phrygien, berühmt
wegen seiner vielen Krümmungen. 5 Göttin des Ackerbaues. 6 Nämlich: auf der Akropolis. 7 Gutenberg.
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