Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

die Verpflichtung auferlegt, besondere Salpeterwände zu errichten und zu unterhalten, 
Das Regal fiel schließlich, da die Einfuhr aus Bengalen erheblich billiger war, obwohl die 
Holländer den Handel damit monopolisiert hatten1. Um ein Bild von den damaligen 
Preisen zu bekommen, vergegenwärtige man sich, daß 1381 in Nürnberg der Zentner 
Salpeter 52 Gulden, nach heutigem Geldwert rund 500 Goldmark (1 Goldmark zu etwa 
6—7 Reichsmark gerechnet), also ein Schuß aus einer mittelgroßen Steinbüchse rund 
200 Goldmark kostete2. 
Sehr klar kommt in den gesammelten Vorschriften die richtige Erkenntnis zum Aus¬ 
druck, daß für ein zuverlässig wirksames Pulver jede Verunreinigung schädlich und nur 
der bestgereinigte Salpeter brauchbar sei. Dieser erhält sogar einen eigenen Namen, Sal- 
niter, dessen Wirkung fünfmal höher eingeschätzt wird, als verunreinigter Salpeter (16). 
Chemisch sind alle die genannten Reinigungsverfahren nur als ein Waschen des Salpeters 
aufzufassen, bei dem die mehr oder minder scharfen Laugen keine erhebliche Rolle ge¬ 
spielt haben, der gewünschte Erfolg aber doch erzielt sein dürfte. 
Die Reinigung der sonstigen Pulver-Rohstoffe, z. B. des Salmiaks (67), beruht auf der¬ 
selben Erkenntnis, während durch das „mit Schwefel getötete46 Quecksilber, also Zin¬ 
nober, als Zusatz zum „weißen44 Schwefel (33,34) wohl hauptsächlich diesem eine dunkele 
Farbe gegeben und der allgemeinen Auffassung von der Nützlichkeit des Quecksilbers 
bei den meisten chemischen Verbindungen Rechnung getragen werden sollte. Auch die 
Kohle (35—37) soll durch einen Zusatz, Atriment, ein Eisen- oder Kupfer-Vitriol, „ge¬ 
stärkt44 und vor vorzeitigem Verderben geschützt werden. Verständiger jedoch ist die 
Vorschrift, sie keinesfalls mit Wasser abzulöschen und sie möglichst aus alten leinenen 
Tischtüchern herzustellen. 
DasPulverund seine Arten 
(zu 38—58, 72-75) 
In einer ganzen Reihe von Abschnitten wird die zahlenmäßige Zusammensetzung des 
Pulvers aus seinen drei Bestandteilen Salpeter, Kohle und Schwefel sowie seine Zuberei¬ 
tung erörtert3. Das schwächste, das „gemeine44 Pulver ist nach dem Verhältnis 2 : 0,5 : 1 
gemischt (38,46), das bessere 2,5:0,5:1 (39) und das stärkste 3:0,5:1 (40). Noch grö¬ 
ßere Wirkungen sollen durch Zusätze erzielt werden, deren Art im einzelnen angegeben 
wird (54—57), und zwar zu zwei Pulversätzen, nämlich 1,7 : 0,42 : 1 und 3 : 0,5 : 1. 
Das stöchiometrisch richtige Verhältnis, das die damaligen Chemiker mit ihren rein empi¬ 
rischen Versuchen natürlich noch nicht ermitteln konnten, ist 74,8:13,3:11,8 oder 
6,4:1,2:1, das normale 75:15:10 oder 7,5:1,5:13. Berücksichtigt man aber, daß die 
1 Vgl. Beckmann, Bd. V, S. 588 u. 592. 2 Vgl. Kunze, S. 682. 3 Bei den nachfolgenden Verhältniszahlen ist, wie stets in diesem 
Bach, die genannte Reihenfolge beibehalten, und die Zahlen sind auf 1 Teil Schwefel, der zuletzt steht, umgerechnet. 3 Das preu¬ 
ßische Pulver im 19. Jahrh. zeigt die Zusammensetzung 7,4:1,6 :1. 
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