Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

auf, daß das Ladungsverhältnis (Pulver: Geschoß) 1:9 betragen soll. Mit dieser Forde¬ 
rung wurde der Rechenkunst der Büchsenmeister eine für jene Zeit nicht ganz einfache 
Aufgabe gestellt, da aus demselben Rohr nicht selten Kugeln aus Stein, Eisen und Eisen 
mit Bleimantel verschossen wurden, deren Gewicht aus dem Durchmesser (Kaliber1) 
dann jeweils ermittelt werden mußte, um das richtige Pulvergewicht mit der Waage oder 
der mit Maßstrichen versehenen Ladeschaufel festzustellen. 
Bild 27. Handpulverstampfe 
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400 (b 2) 
Entn. Kraemer, Mensch und Erde 
Materialien fürPulver 
(zu 6—37, 66, 67) 
Wer sich mit den unseren heutigen Vorstellungen primitiv, bisweilen lächerlich erschei¬ 
nenden chemischen Kenntnissen jener Zeit beschäftigen will, muß sich in die noch mit 
alchemistischen Gedanken erfüllte, aber auch bereits ernstes Streben nach Erkenntnis 
gesetzlicher Naturvorgänge zeigende Welt zurückversetzen. Hierzu diene folgende Über¬ 
sicht, die zwar schon einer sonst ernst zu nehmenden artilleristischen Handschrift aus dem 
Jahr 1700 entnommen ist, aber ihrem Inhalt nach gut ein abgeschriebenes Chemie-Lehr¬ 
buch aus dem 15. Jahrhundert darstellen kann2: 
„Gold, aurum 
Wird in Brunnen, Bächen und Bergen gefunden. Kommt aus Vermischung eines säubern 
Schwefels und Quecksilbers, ist köstlicher denn alle andere Metalle und währet länger 
1 Im Arabischen bedeutet calib Form, Modell, im mittelalterlichen Latein calibrum Halseisen der Gefangenen, Kummet der Zug¬ 
tiere im 15. Jahrh. ist das italienische calibro ein Meßgerät, bis schließlich 1478 das französische calibre für den Durchmesser 
der Geschützrohre gebraucht wird. In dieser Bedeutung tritt es in Deutschland erst 1616 auf. 2 Risner, Handschrift, 1700, S. 164. 
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