Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

getrieben, bevor die Gasentwicklung vollendet gewesen wäre. Andererseits wäre die Ent¬ 
zündungsgeschwindigkeit doch groß genug gewesen, um die Gefahr der Rohrsprengung 
zu erhöhen. 
Bis zur zehnten Frage wird sodann das sorgfältige Laden der Büchse behandelt (vgl. 
hierzu auch Abschnitt 61), das zentrische Festlegen der Kugel im Rohr, das „Verpissen6" 
oder Verpassen mit Keilen, das „harte64 Lagern der Kugel unmittelbar am weichen, je¬ 
doch an der Lagerseite durch Brennen gehärteten Klotz, dem Verschlußpfropfen des Pul¬ 
versackes, und schließlich das Abdichten der Kugel gegen ungenutzt vorbeistreichende 
Pulvergase, ihr „Verschoppen44 oder Verstopfen. Alles das bezieht sich nur auf die 
ersten kurzen Geschützformen, bei denen man noch nicht den langen „Flug44 kannte und 
Geschützrohrform Abweichung. Falsch,,verpißt“. Sprengung. Falsch „verpißt“. 
hei denen die auf dem Pulversack aufsitzende Kugel in der Mündung lag und von vorn 
unmittelbar zu erreichen war. Die gegebenen verständigen Vorschriften sind an Hand der 
vorstehenden Skizzen (Bild 25) ohne weiteres verständlich. 
Die Notwendigkeit dieser Maßnahmen liegt bei der damaligen in Ländern und Städten 
verschiedenen Maßhaltigkeit von Elle, Fuß, Spanne, beim Fehlen eines einheitlichen Kali¬ 
bers und jeglicher Normalisierung sowie bei den ungleichmäßig bearbeiteten Steinkugeln 
selbst bei gleichartigem Kaliber ohne weiteres auf der Hand. 
Bei wachsender Länge des Flugs, der nach einer Nürnberger Handschrift 24347 (dB)1 
noch vor 1430 sich auf 3 Kaliber verlängert hatte (Bild26), verbot sich das Zentrieren mit 
Keilen von selbst, und nur das „Verschoppen44 blieb bestehen (vgl. S. 48), das zwar mit 
der langen Ladeschaufel, dem Setzeisen oder einer Brechstange vorgenommen werden 
konnte, aber um so sorgfältiger erfolgen mußte. Denn das Spiel zwischen Kugel und 
1 Nach Auskunft des Germanischen Museums gibt es die bei Essenwein hier zitierte und auch von Rathgen behandelte Hand¬ 
schrift 29347 nicht. 
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