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den ich so sehr billige, brechen? — Sie, werte junge
Freunde, veranlassen mich dazu. Wenn die akademische
Jugend von ihren Lehrern fordert, daß sie sich über eine
Frage äußern, so ist es Pflicht, nicht sich in ein Schweigen
zu hüllen, das leicht falsch gedeutet werden könnte. Es
gehört meines Erachtens mit zu den Aufgaben des Do
zenten, nicht engherzig bloß im Gebiete seiner Wissenschaft
zu wirken, sondern auch Problemen gegenüber Stellung
zu gewinnen, die für die studierende Jugend im allge
meinen von Wichtigkeit sind, ihr offen seine Ansichten zu
bekennen, selbst auf die Gefahr hin, entgegengesetzte
Meinungen hervorzurufen.
Bei allen Bedenken, in meiner Rede ein unüberlegtes
Wort fallen zu lassen, ist es mir eine Freude, Zeugnis
abzulegen von meinen innersten Empfindungen in bezug
auf die Frage, die Sie mir gestellt haben; denn es ist doch
ein Teil meiner Lebensaufgabe, Klarheit darüber zu
erstreben, was England und seine Kultur der Menschheit
geleistet, was von englischem Geiste, von englischer
Energie und Tatkraft Gutes und Förderndes ausge
gangen. Jahrzehntelange Beschäftigung mit englischer
Literatur, häufige Aufenthalte jenseits des Kanals,
herzliche Beziehungen zu englischen Gelehrten sollten
mich zu einem Urteile befähigen, dem man nicht den Vor
wurf der Oberflächlichkeit sollte machen dürfen.
Und Sie verlangen ja glücklicherweise eine Darstellung
des Guten, das die Welt England verdankt; Sie stellen
mir nicht die Aufgabe, die Schattenseiten, die sich in Eng
land genau so finden wie in jedem andern Lande, her
vorzuheben. Das mögen andere besorgen, oder haben es
schon besorgt. Mitten in den Wogen der Verleumdung