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Iaht sich aber auch der Baum an seinen Früchten erkennen.
Und wer sich die Mühe nimmt auszuforschen, was der
gemeine Mann kennt und weiß, der wird doch zu dem
Schluffe kommen, daß England die heranwachsende Ge
neration fürs Leben nicht schlecht ausrüstet. Und ähnlich
dürfte es sich mit der höheren Bildung verhalten. Man
legt drüben das Hauptgewicht auf die Schulung des
Geistes und hat weniger Hochachtung vor dem massen
haften Wissen, wie wir es pflegen. Genau zu dieser
Stunde vor einem Jahre stand ich in einer großen deutschen
Stadt mit einem hervorragenden englischen Schulmanne
im Gespräch über dieses Thema und freute mich herzlich,
von ihm zu vernehmen, daß man in England nicht daran
denke, die Vielwisserei zum Ziele der Bildung zu erheben,
sondern daß man im Gegenteil darauf ausgehe, an einer
Vertiefung der Bildung zu arbeiten und die Unmasse der
Prüfungen nach dieser Richtung zu beschränken und zu
gleich auszubauen.
Die Anlage der englischen Universität ist in dieser Hin
sicht für uns bemerkenswert. Eine ganz bescheidene Zahl
von Fächern bildet die Vorstufe zum höheren Studium,
dagegen soll der Geist zu gründlichem Denken erzogen
sein. Lesen Sie die Biographien großer Engländer: Sie
werden erstaunt sein zu sehen, daß bedeutende Staats
männer scheinbar sehr enge Studien in Mathematik und
klassischen Sprachen gemacht haben, oder daß hervor
ragende Naturforscher in ihren Vorbereitungsjahren sich
gerade mit naturwissenschaftlichen Fächern kaum be
schäftigt haben.
Manches mag uns in den ehrwürdigen Universitäten
von Orford und Cambridge veraltet erscheinen ; schon ihr