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zwischen auch zu Macht und Bedeutung herangewachsen
waren, als ein schweres Hindernis eigener Entwicklung
erscheinen mutzte.
Man mag das stolze Selbstbewußtsein des Engländers
unangenehm empfinden; aber begreifen wird es jeder,
der historisch zu denken fähig ist. Wer in der Neuen Welt,
am Kap der guten Hoffnung, in Indien, in Australien
aus das Werk seiner Vorfahren hinweisen kann, von dem
kann man billigerweise nicht verlangen, datz Bescheidenheit
seine hervorragendste Tugend sei.
Wie aus Unternehmungslust und Wagemut, so hat
auch auf die Sprachentwicklung die Völkermischnng
fördernd eingewirkt. Das freiwillige oder gezwungene
Aufnehmen fremder Elemente, die stete Vereinfachung
einer ursprünglich reich und mannigfaltig ausgestalteten
Sprache, haben diese zur Jnternationalität gewissermatzen
prädestiniert. Beobachtet man z. B. wie Eingewanderte
in den Vereinigten Staaten nach wenigen Wochen sich des
Englischen bedienen, mag ihr Wortvorrat noch so be
scheiden, ihre Aussprache noch so unbeholfen sein, während
z. B. in Rutzland neue Ansiedler, sogar gebildete, nach Jahr
und Tag noch keinen ordentlichen Satz in der Sprache der
neuen Heimat zu konstruieren vermögen, so erhält man ein
klares Bild von dem gewaltigen Unterschiede zwischen einer
kunstvollen und schönen Sprache, wie das Russische es ist,
und einer ausgeglichenen und vereinfachten Weltsprache,
zu der das Englische sich entwickelt hat. —In der ganzen
Welt mit seiner Sprache verstanden zu werden, ist auch
ein Vorzug, der nicht direkt zur Bescheidenheit führt.
Wo immer Völker um ihr Dasein haben ringen müssen
und wo Nationen verschiedener Abstammung sich schlieh-