Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch

Seit die Dynastie Karageorgevic den blutbefleckten 
Thron Serbiens bestiegen und sich mit den Verschwörern 
gegen das Leben König Alexanders umgeben hat, verfolgte das 
Königreich beständig, wenn auch auf verschiedenen Wegen 
und mit wechselnder Intensität das Ziel, durch eine feind¬ 
selige Propaganda und durch revolutionäre Umtriebe die von 
Südslawen bewohnten Gebiete Österreich-Ungarns zu unter¬ 
minieren und sie dann, wenn die Weltlage für die Verwirk¬ 
lichung der großserbischen Pläne günstig wäre, von der Mon¬ 
archie loszureißen. 
Wie hoch die Hoffnungen des Savekönigreiches gespannt 
waren und wie nahe es sich dem ersehnten Ziele dünkte, 
trat in der erbitterten Feindseligkeit und in der tiefen Ent¬ 
täuschung klar zutage, welche die Annexion Bosniens und 
der Hercegovina in Serbien hervorrief und die dieses ver¬ 
hetzte und betörte Land bis an den Rand des Krieges trieben. 
Von der russischen Schutzmacht, die sich damals für noch 
nicht hinlänglich gerüstet hielt, im Stiche gelassen, sah sich 
die serbische Regierung im Frühjahr 1909 veranlaßt, feierlich 
vor Europa zu erklären, daß sie die durch die Annexion ge¬ 
schaffene Völker- und staatsrechtliche Neuordnung, durch 
welche die Interessen Serbiens nicht verletzt worden seien, 
anerkenne, die gegen die Monarchie ausgerüsteten Banden auf- 
lösen und in Hinkunft mit Österreich-Ungarn freundschaftliche 
Beziehungen unterhalten werde. 
Die Erwartungen blieben unerfüllt, daß es der Monarchie 
nunmehr möglich sein würde, im Frieden “und in guter Nachbar¬ 
schaft mit Serbien zu leben, wie während der Regierungszeit 
der Obrenoviö, und die Interessen dieses Staates, der die An¬ 
erkennung seiner Unabhängigkeit auf dem Berliner Kongresse 
Österreich-Ungarn verdankt, wie damals mit Wohlwollen zu 
berücksichtigen und zu fördern. Die serbische Regierung, 
Rotbuch. Deutsche Ausgabe. 1
	        
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