Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch

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50. 
Graf Berchtold an Graf Szäpäry in St. Petersburg. 
Telegramm. Wien> 30 Juli 1914 
Zu Eurer Exzellenz Orientierung und Regelung Ihrer 
Sprache: 
Ich habe heute Herrn Schebeko auseinandergesetzt, es sei 
mir gemeldet worden, daß Herr Sazonow über meine glatte 
Ablehnung seiner Proposition bezüglich Aussprache mit Euer 
Exzellenz peinlich berührt sei, wie nicht minder darüber, daß 
kein Gedankenaustausch zwischen mir und Herrn Schebeko 
stattgefunden habe. 
Bezüglich des ersteren Punktes hatte ich Euer Exzellenz 
bereits telegraphisch freigestellt, auch weiterhin seitens Herrn 
Sazonows etwa gewünschte Erläuterungen bezüglich der Note 
— welche übrigens durch den Kriegsausbruch überholt er¬ 
scheint — zu geben. Es könne sich dies allerdings nur im 
Rahmen nachträglicher Aufklärungen bewegen, da es niemals 
in unserer Absicht gelegen war, von den Punkten der Note 
etwas abhandeln zu lassen. Auch hätte ich Euer Exzellenz 
ermächtigt, unsere speziellen Beziehungen zu Rußland mit 
Herrn Sazonow freundschaftlich zu besprechen. 
Daß Herr Sazonow sich darüber beklagen konnte, es hätte 
kein Gedankenaustausch zwischen Herrn Schebeko und mir 
stattgefunden, muß auf einem Irrtum beruhen, da wir — Herr 
Schebeko und ich — vor zwei Tagen die aktuellen Fragen 
durchgesprochen hatten, was mir der Herr Botschafter mit dem 
Bemerken bestätigte, er habe Herrn Sazonow in ausführlicher 
Weise über diese Unterredung referiert. 
Herr Schebeko führte dann aus, warum man in St. Peters¬ 
burg unser Vorgehen gegen Serbien mit solcher Besorgnis be¬ 
trachte. Wir seien eine Großmacht, die gegen den kleinen 
serbischen Staat vorgehe, ohne daß man in St. Petersburg 
etwas darüber wisse, was wir mit demselben beabsichtigen, 
ob wir dessen Souveränität tangieren, ihn ganz niederwerfen 
oder gar zertreten wollten. Durch historische und andere Bande 
mit Rußland verbunden, könne letzterem das weitere Schicksal 
Serbiens nicht gleichgültig sein. Man habe sich in St. Peters¬ 
burg angelegen sein lassen, mit allem Nachdruck auf Belgrad 
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