Volltext: Die transzendentale Subjekts- und Erkenntnistheorie im 20. Jahrhundert

'bedeutungshaft', und damit von der Struktur des Denkens ... Man 
hätte "mit der grundsätzlichen Forderung eines 'Nullpunktes der 
Bedeutung' die Grenzen der Psychologie bereits überschritten." (1) 
"Etwas, und sei es das Elementarste, für 'psychisch' erklären, heißt 
von ihm aussagen, daß es müsse 'gemeint' werden können. Um aber 
dieser Bedingung zu genügen, muß auch sein Meinen selbst gewußt, also 
gemeint sein. In der eigenartigen Dialektik des Fortschreitens vom 
Meinen eines Gemeinten zu dem Meinen dieses Meinens selbst aber 
konstituiert sich das Ich. ... 'Ich weiß', 'Ich weiß, daß ich weiß', 
'Ich weiß zu wissen, daß ich weiß' u.s.f. - Die Möglichkeit dieser 
Reihe ... ist zugleich die Möglichkeit des 'Ich'. ... In diesen 
spezifischen Zusammenhang des Wissens nun muß alles, auch das 
scheinbar Elementarste und Isolierteste, wenn es nur 'psychisch' ist, 
eintreten. Dieser Zusammenhang aber und dessen Gesetzlichkeit ist, 
was hier 'Bedeutung' genannt wurde." (2) 
Alles (der Möglichkeit nach) 'psychisch Gegebene' hat nach Hönigswald -  
so können wir uns das Gesagte verdeutlichen - a priori die 
Struktur der 'Bedeutung' ('Bedeutungshaftigkeit für...'), 'Gegen- 
ständlichkeit' im weitesten Sinn; das heißt, es muß in gewissem Sinn 
'vermeint' (bzw. prinzipiell 'vermeinbar') sein, und die Funktion 
solcher Vermeinung (und damit der 'Kontinuität' des psychisch Gegebenen 
selbst) ist das 'Ich' ... Jedes Wissen (Meinen) von Etwas impliziert 
(zumindest potentiell) ein Wissen dieses Wissens (Meinens) selbst, 
anders wäre es kein 'Wissen' ('Meinen'), sondern ein bloßer Zustand ... 
(Schon die prinzipielle Möglichkeit des Zweifels zeigt das.) Die 
'psychische Gegebenheit' (Gegenständlichkeit von Etwas für ein Subjekt) 
verweist also von sich aus auf die (potentielle) 'Selbstgegenständlichkeit' 
des Subjekts im weitesten Sinn, die Bedingung der Möglichkeit 
und 'Funktion' der Kontinuität des Gegebenen selbst ist (... in der 
Möglichkeit der Reihe 'Ich weiß', 'Ich weiß, daß ich weiß' u.s.f.). 
Und diese ganze Struktur nennt Hönigswald 'Bedeutung' ... 
'Bedeutung' ist "möglicher Gegenstand", (3) sie ist "Koinzidenz von 
Ich- und Ist-Bestimmtheit", (4) d.h., sie umfaßt als Terminus gleicher- 
maßen das 'Gegenständliche' wie die 'Bedingungen seines Erlebt- 
werdens'. Sie ist m.a.W. Ausdruck der Struktur des Bewußtseins, 
'Wissen um Etwas' zu sein, (5) und damit der funktionellen Verknüpftheit 
von 'gegenständlicher' und 'psychologischer' Bestimmtheit. Sie 
besitzt "neben ihrer Funktion, die Struktur des Erlebnisses zu re- 
1) R. Hönigswald, Kant-Studien Bd. 18, 1913, S.227 
2) Die Grundlagen der Denkpsychologie, S.75 
(3) ebenda, S.91 
(4) ebenda, S.194 
(5) Vgl. ebenda, S.303
	        
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