Volltext: Schellings Leben und Schriften [6. Band 1. Buch] (6,1 / 1872)

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keines Unrechts gegen Schelling bewußt, suchte ihn arglos auf, 
als er von seiner Anwesenheit hörte. „Stell Dir vor," schreibt 
Schelling seiner Frau, „gestern sitz' ich im Bade, höre eine et 
was unangenehme, halb bekannte Stimme nach mir fragen. Dann 
nennt der Unbekannte seinen Namen, es war Hegel aus Berlin, 
der sich ein paar Tage auf der Durchreise hier aufhalten wird. 
Nachmittags kam er zum zweitenmale sehr empressirt und freund 
schaftlich, als wäre zwischen uns nichts in der Mitte; da es aber 
bis jetzt zu einem wissenschaftlichen Gespräch nicht gekommen ist, 
auf das ich mich nicht einlassen werde, und er übrigens ein sehr 
gescheidter Mensch ist, so habe ich mich die paar Abendstunden gut 
mit ihm unterhalten*)." Ohne eine Ahnung, welche böse Stimm 
ung ihm gegenüber Schelling zurückzuhalten hatte, schrieb Hegel 
seiner Frau: „gestern Abend habe ich ein Zusammentreffen mit 
einem alten Bekannten — mit Schelling — gehabt. Wir sind 
beide darüber erfreut und als alte cordate Freunde zusam 
men." Aehnlich äußert er sich in Briefen an Daub und För 
ster**). Es war Hegels letzte größere Reise. Nach seinem Tode 
(14. November 1831) schickte Schelling auf den Wunsch der 
Wittwe die Briese Hegels zurück, aber verbat sich dringend jede 
Veröffentlichung der seinigen***). 
2. Art der Polemik. Vorwur f des Pla gia ts. 
Wie er aus dem Katheder gegen Hegel polemisirte und mit 
welchen Gründen, haben wir hier ausführlich kennen gelernt. So 
lange er nicht literarisch hervortrat, wußte man davon nur durch 
Hören und Hörensagen, durch Berichte, die von Zuhörern oder 
*) Aus Schellings Leben. III. S. 47. 
**) G. W. Fr. Hegel's Leben, beschr. durch Rosenkranz. S. 367. 
***) Aus Schellings Leben. III. S. 61 flgd. S. 64 flgd.
	        
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