Volltext: Die Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen [Band 12]

Geistiges und sittliches Leben 
Die Volksstämme in Ungarn und Siebenbürgen nehmen dem 
Zigeuner gegenüber ebenfalls eine verschiedene Stellung ein. Der 
Rumäne verkehrt mit ihm gerne, der Magyar liebt die Zigeuner- 
mnsik, verachtet oder verspottet aber den Zigeuner; der Deutsche 
hält sich von ihm ferne. Die deutsche Bäuerin im Banate läßt 
wohl, wenn der Mann nicht zu Hanse ist, die Zigeunerin in die 
Küche, befragt sie um Zauberwerk, Zeichendeuterei und Kartenkunst; 
aber sobald der Bauer herannaht, verschwindet die schlaue 
„Egypterin"; denn es könnte sonst zu einem für sie unliebsamen 
Rencontre kommen. 
Übrigens hat Alles, was vom Zigeuner herstammt, was der 
Zigeuner besitzt, sagt oder thut, in ben Augen der andern Volks 
stämme des Landes wenig oder keinen Wert. Wir wollen hier 
nur andeuten, wie das u n g r i s ch e Volk über den 
Zigeuner denkt und spricht. Im Magyarischen kennt 
man eine große Anzahl von Redensarten und Sprichwörtern über 
den Zigeuner, wobei derselbe stets als eine verschmitzte, lügnerische, 
faule Haut erscheint. Da heißt es: „Falsch wie der Zelt- 
(„Schatter"-) Zigeuner" oder „schlechter als ein walachischer 
Zigeuner." Wer ohne Noth laut wehklagt, von dem sagt man: 
„Er jammert wie der schnldgeständige Zigeuner"; oder: „Du 
zigeunerst (heulst) umsonst, niemand achtet darauf." Vergleiche, 
wie „er ist schwarz wie ein Zigeuner", „betrügt, stiehlt wie ein 
Zigeuner", kennzeichnen ebenso die Volksmeinung wie die Redens 
art: „dem Zigeuner sind die Pflughörner unbekannt", dessen 
Arbeitsscheu andeutet. Was von den Besitzthümern oder den Ver- 
sichernngen des Zigeuners zu halten ist, sagen die Sprichwörter: 
„Zuweilen gelangt auch ein gutes Pferd in des Zigeuners Hände", 
„auch der Zigeuner lobt sein Roß". Seine Lügenhaftigkeit zeigen 
die Redensarten an: „Er versteht mit dem Zigeunergaul zu pflügen",
	        
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