Volltext: Graf Stefan Tisza

7. 
KAMPF UM DEN LIBERALISMUS 
„Zu wirklich großen Taten kann der 
Einzelne sowohl wie die Gesamtheit nie 
durch materielle Interessen, sondern 
nur durch seelische Impulse fortgerissen 
werden 
Bevor das ungarische Parlament an den Gegensätzen 
zwischen 1867 und 1848 hoffnungslos erkrankte, sollte ihm 
noch ein einvernehmlicher Aufstieg im Zeichen des Liberalis¬ 
mus beschieden sein. Die in den sechziger Jahren aufgekom¬ 
mene, durch die Parteigründung des alten Tisza zur Achse 
der ungarischen Gesamtpolitik erhobene liberale Strömung 
wurde, nachdem sie in den Keilereien um nationale Unabhän¬ 
gigkeitsrechte und -embleme bereits bedenklich festgerannt 
war, zu Beginn der neunziger Jahre noch einmal flott und 
brachte das Wunder zustande, die Aufmerksamkeit der poli¬ 
tischen Geister Jahre lang von der chauvinistischen Kampf¬ 
front auf das Gebiet allgemeiner staatsbürgerlicher Freiheits¬ 
rechte zu lenken. Stefan Tisza, der später im Ruf des streit¬ 
baren Parteimannes stand, der für Ralliierungen und Fusio¬ 
nen mit anderen Parteien nur im äußersten Notfall etwas 
übrig hatte, lieferte in diesem Generalvorstoß des ungarischen 
Liberalismus glänzende Beweise seiner Bereitwilligkeit zum 
Zusammengehen, soweit hiefür nur die prinzipiellen Voraus¬ 
setzungen gegeben waren. 
Der Streit ging um kirchenpolitische Reformen und dabei 
an erster Stelle um die Einführung der Zivilehe. Nirgends 
war der Übergang zum Standesamt von solchen Konvulsionen 
nnd Jahre langen Parlamentsschlachten begleitet, wie in 
Ungarn. Es war das eine förmliche Kraftprobe des Liberalis¬ 
mus, wobei der Kampf letzten Endes dadurch erledigt
	        
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