Volltext: XCV. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs, Secession Wien (95. / 1927)

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15 Jahren erregte er die Aufmerksamkeit Delacroix' und sie traten in freundschaft* 
liehe Beziehungen. Baron Gros, bei dem er um 1820 in Paris arbeitete, bewunderte 
seine Aquarellmalerei — diese Kunst war damals in Frankreich fast gar nicht 
geübt. Erst 1825 wandte sich B. der Ölmalerei zu, bereiste Italien (wo er sich, in 
Venedig, den Keim zur Schwindsucht holte), 1825 mit Delacroix England, wo er 
doch noch Anerkennung erlebte. Sein reines, inniges Naturgefühl kommt in der 
warmen Leuchtkraft seiner Farbe zum Ausdruck. Die meisten Werke besitzt die 
Wallace*Collection: 11 Ölbilder, 24 Aquarelle. 
BRABAZON, HERCULES, * 1821 in Paris, f 1906 in Oaklands, war kein selbst* 
bewußter, selbstherrlicher Künstler, vielmehr ein bescheidener Sonderling. Seine 
künstlerische Bildung errang er sich durch das Kopieren von englischen Aquarellen. 
Das trieb er sein Leben lang fort, versuchte sogar, die großen Italiener auf diese 
Weise gleichsam ins Englische zu übersetzen. Aber dann zeigte es sich, daß er doch 
Eigenes zu sagen hatte. In der kühnen, visionären Art der späten Werke Turners 
wagte er es mit eigenen Werken. Daß er Claude Monet von allen Zeitgenossen am 
meisten verehrte, zeigt, wohin er wollte; die Bezeichnung „harmonische Reize“ für 
seine blitzschnell erfaßten Impressionen aus dem südlichen Straßenleben, wie nahe 
er diesem Vorbild gekommen ist. Erst als er schon 70 Jahre zählte, konnte man 
ihn bewegen, auszustellen und zu verkaufen. 
BRANGWYN, FRANK, * 1867 in Brügge. Für seine Kunst wurde es ent* 
scheidend, daß sein Vater, obwohl von Hause aus Architekt, eine Teppichfabrik 
besaß und leitete. Das lenkte ihn sogleich auf diesen gebundenen Stil und als er 
mit zehn Jahren nach London kam, besuchte er die South*Kensington Art*schools 
(die etwa unserer Kunstgewerbeschule entsprechen), worauf er noch drei Jahre bei 
William Morris, dem großen Erneuerer alter Handfertigkeiten, studierte. Reisen 
im Orient (seit 1887) vertieften seine Beziehung zum Teppich, an französischen 
Koloristen verfeinerte er seinen Farbensinn. Wie Muirhead Bone auf dem stilleren, 
intimeren Gebiete der Radierung, verherrlichte er, zwar auch in Zink' und Kupfer* 
ätzungen, hauptsächlich aber in großen dekorativen Gemälden die moderne Arbeit, 
den Handel, die Schiffahrt (1904 für die Skinners [=Kürschner] Company, 1906 für 
die Royal Exchange [Börse] in London u. a.). Ihm sind Maschinen und Gerüste 
nur Hintergrund, er bringt vor allem den mächtig bewegten Menschen: Dockarbeiter, 
Lastträger, Zimmerleute u. dgl. Die Größe seiner Anschauung läßt das ganze eng* 
sische Volk, das englische Reich lebendig hinter seinem Werke erstehen. Repro* 
duktionen in den „Graph. Künsten“, eine Ausstellung von Radierungen und Hand* 
Zeichnungen im Künstlerhaus 1923 haben ihn uns schon längst vertraut gemacht.
	        
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