Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
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mehren; nichtsdestoweniger aber bekennen wir uns zu der Ansicht, daß wir gleich 
anderen die Abtei Trunseo für identisch mit dem nachmaligen Frauen¬ 
kloster Traunkirchen halten.^ Außer den von diesen Autoren hiefür an¬ 
gegebenen Gründen erscheint uns noch folgendes maßgebend. Einmal ist in dem 
Namen „Traunkirchen", welches in den Urkunden des Mittelalters oft genug 
auch „Trunkirchen" geschrieben wird/) die Wurzelsilbe des Wortes „Trunseo“ 
erhalten geblieben. Weiterhin läßt sich aus der durch obige Schenkungsurkunde 
erhärteten Thatsache, daß die Abtei Trunseo in dein näher beschriebenen Gebiete 
einen ausgedehnten Besitzstand gehabt hat und ihr insbesondere mehrere „Münster" 
untergeben waren/) im Zusammenhalte mit dem Umstande, daß auch nachmals 
das Frauenkloster Traunkirchen in derselben Gegend mindestens ebenso reich 
dotirt erscheint und über die dort befindlichen Pfarren Vogtei- und Patronats¬ 
rechte ausübte,'") der berechtigte Schluß ziehen, daß dieses Kloster thatsächlich aus 
der einstigen Abtei Trunseo gewissermaßen als deren Erbe hervorgegangen ist. 
Ferner können wir nicht unerwähnt lassen, daß sich der Hauptbeweis für den 
angeblichen Bestand der Abtei Trunseo an der Stelle von Altmünster auf den 
Namen dieses Ortes selbst stützt. Hier sei, pflegt man zu sagen, einst ein Männer¬ 
kloster gewesen, das im Gegensatze zu dem Frauenkloster Traunkirchen, welches 
auch „Neumünster" geheißen habe, seines höheren Alters wegen „Altmünster" 
genannt worden sei.") Nun wird aber dieser Ort oder die gleichnamige Pfarre 
in keiner einzigen Urkunde des Mittelalters „AltMünster", sondern immer nur 
„Münster" geschrieben, und ebenso begegnen wir stets nur dem Ausdrucke „in 
Münst'rer Pfarr'", wie endlich noch heute der Ort im Volksmunde kurz „Münster" 
genannt wird.") Das Beiwort „Alt" ist daher viel später entstanden, und der 
Name „Altmünster" kann sohin die ihm zugemuthete Bedeutung gar nicht haben. 
Jene Angabe ist übrigens auch sonst nicht schwer zu widerlegen. Einmal ivird 
das Franenkloster Traunkirchen in allen Urkunden und sonstigen Actenstücken 
ausnahmslos nur „Trunkirchen" oder „Traunkirchen" genannt, niemals aber, 
und auch nicht in der späteren Zeit mit dein Namen „Neuinünster" belegt. Dann 
aber hat der Ortsname „Münster" durchaus nicht immer die Bedeutung, als 
müsse sich unbedingt an einem solchen Platze einst ein „Kloster" in dem land¬ 
läufigen Begriffe der Neuzeit befunden haben. Man darf sohin bloß aus dem 
Namen „Altmünster" noch keineswegs ans den einstigen Bestand eines klösterlichen 
Institutes daselbst schließen. Endlich müßte, wenn die Abtei Trunseo wirklich der 
Vorläufer Altmünsters gewesen wäre, erst noch immer die Frage beantwortet 
tverden, warum sie denn eigentlich nach ihrem Untergange nicht mehr auf den 
alten Trümmern errichtet, sondern als Frauenkloster „Trunkirchen" anderswohin 
transferirt worden sei, da doch genug geschichtlich beglaubigte Beispiele vorliegen, 
daß zerstörte Klöster aus triftigen Gründen immer wieder an der nämlichen 
Stelle neu erstanden sind.'") 
Was nun die ferneren Schicksale der Abtei Trunseo betrifft, sv wird 
angenommen, daß sie in den ersten Decennien des X. Jahrhunderts durch die 
Ungarn, welche in jener Zeit (900—955) häufig genug die Ostmark verheert 
haben, gänzlich zerstört worden sei.") Das gleiche Verhängnis ereilte wohl auch
	        
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