Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
hatte als ein Mönchskloster im Traunseegau und dessen Nachbarschaft wohl die 
nämliche segensreiche Aufgabe zu erfüllen, wie so viele andere Klöster, die unter 
den Baiernherzogen aus dem Geschlechte der Agilolfinger, das bis zum Jahre 788 
herrschte, allenthalben im Lande entstanden waren: Belebung und Erhaltung 
des christlichen Glaubens, Pflege deutscher Cultur durch Förderung der Land¬ 
wirtschaft, der Gewerbe, der Künste u. a. m. Von dem Bestehen der Abtei 
Trunseo gibt uns folgende, in lateinischer Sprache abgefaßte Schenkungsurkunde, 
welche der Frankenkönig Ludwig das Kind am 19. Februar 909 zu 
Holzkirchen ausgestellt hat, das einzige Zeugnis?) Sie lautet ün Wesentlichen 
in deutscher Uebersetzung: „Es sei kund und zu wissen, daß wir aus Fürbitte 
unserer Getreuen, der ehrwürdigen Bischöfe Adalbero von Augsburg, S a l o m o n 
von Constanz und Dracholf von Freising, sowie unseres Anverwandten, des 
Grafen Ehvunrad, dann Altmanns, Abgesandten des Erzbischofes Hatto 
von Mainz, und Deotrichs, Vasallen des ehrwürdigen Erzbischofes Piligrim 
von Salzburg beschlossen haben, die unserer Jurisdiction unterstehende Abtei 
Trunseo, welche ehedem die leiblichen Brüder Alpker und Gundpercht 
inne hatten, dem Grasen Aribo und dem Erzbischöfe Piligrim jedem auf 
Lebenszeit, und nach ihrem Ableben dem hl. Salzburgerstuhle zu schenken. Wir 
haben ihnen also die vorgenannte Abtei Trunseo mit den Münstern („cum 
monasteriis"), Gebäuden, Höfen, Leibeigenen beiderlei Geschlechtes, Ländereien, 
Bebautem unb Unbebautem, Aeckern, Wiesen, Weiden, Feldern, Wäldern, Jagden, 
Gewässern, Fischereien, Wegen und Unwegsamen, Aus- und Eingängen, Mühlen, 
Unangesprochenem und Ansprechbarem, Beweglichem und Unbeweglichem in ganzer 
Gesammtheit übergeben u. s. w." 
Aus dieser Urkunde geht zunächst hervor, daß die Abtei Trunseo nicht erst 
jetzt in das Miteigenthnm eines Laien (des Grafen Aribo) übergieng, sondern 
schon „ehedem", sohin tvahrscheinlich bereits gegen das Ende des IX. Jahrhunderts 
in dem alleinigen Besitze der Brüder Alpker und Gundpercht, also ebenfalls 
in Laienhänden war. Daraus folgt aber, daß sie während dieser Zeit schon nicht 
mehr eine wirkliche, d. i. lebenskräftige und thätige, sondern nur noch eine 
Titularabtei gewesen ist?) Nichtsdestoweniger war deren Besitz umsomehr begehrens¬ 
wert, als derselbe nach dem Wortlaute der Urkunde zweifellos als großartig 
bezeichnet werden muß?) Dies beweist, von der formelmäßigen Aufzählung der 
einzelnen Güter und Rechte abgesehen, die bedeutende Zahl und hochansehnliche 
Stellung der Fürbitter zur Genüge. Der ganze Complex umfaßte wohl nicht allein 
den Traunseegau, sondern gieng im Süden und Westen noch weit darüber hinaus, 
und begriff sohin wahrscheinlich das ganze spätere Salzkammergut in sich?) Ueber 
die Frage aber, an welcher Stelle des Gaues die Abtei Trunseo sich befunden 
habe, gibt uns weder diese noch eine andere Urkunde Aufschluß, und darum gehen 
auch die Ansichten der Autoren hierüber auseinander. Die einen wollen beweisen, 
daß jenes Kloster in der Gegend von Altmünster, die anderen vermuthen, daß 
es auf dem Boden von Traunkirchen gestanden habe. Wer sich näher dafür 
interessirt, möge die angeführten Geschichtsquellen nachlesen?) Wir fühlen uns 
zwar nicht berufen, die hierüber bestehenden Hypothesen um eine neue zu ver-
	        
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