Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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besten Kräfte heranzuziehen und zu fesseln, und hat jedenfalls das Verdienst, 
den vorzüglichsten Meister der Grabstichelkunst, Georg Friedrich Schmidt, der 
Heimat zurückgewonnen zu haben. Ohne Zweifel wäre Schmidt in Paris ganz 
zum Franzosen geworden, wie das mit Wille tatsächlich geschehen ist, wenn 
ihn nicht der Ruf des Königs nach Deutschland zurückgefuhrt hätte. Ja, man 
wäre trotzdem berechtigt, ebenso wie Wille auch den Berliner Meister ohne 
Vorbehalt der französischen Schule zuzuzählen. Denn von seinen ersten An 
fängen an hat sich Schmidt an Werken französischer Kunst gebildet. 
Georg Friedrich Schmidt, der 1712 bei Berlin geboren wurde, konnte 
hier bei dem Kupferstecher Georg Paul Busch nicht mehr als einen not 
dürftigen technischen Unterricht finden. Über die Mittelmäßigkeit erhoben 
sich auch die Leistungen der übrigen, damals in Berlin tätigen Kupferstecher 
nicht. Nach Johannes Heinzeimann war Samuel Biesendorf bis zu seinem 
Tode 1706 hier tätig gewesen. In Schmidts Jugend vertrat Johann Georg 
Wolfgang aus Augsburg (1664—1744) als Hofkupferstecher das Fach. Seine 
Bildnisse des Königs Friedrich Wilhelm I. und der Königin, Samuel Coccejis 
und besonders das des Goldschmiedes Johann Melchior Dinglinger nach Pesne 
sind vortreffliche, sorgfältige Arbeiten, aber von ihrer trockenen, kleinlichen 
Manier konnte ein Talent wie Schmidt keine tiefere künstlerische Anregung 
empfangen. Mehr als seine Berliner Lehrer werden ihn die Kopien, die er mit 
größtem Eifer nach Stichen Edelincks ausführte, gefördert haben. Er gewann 
aus all’ dem die Überzeugung, daß Paris allein der Ort sei, an dem er sich zu 
einem Künstler des Grabstichels ausbilden könnte. 
Im Jahre 1737 endlich wurde ihm die Reise nach Frankreich ermöglicht. 
Mit Wille zusammen langte er in Paris an und blieb sein ganzes Leben lang 
mit ihm in enger Freundschaft verbunden. Durch Empfehlungen des Malers 
Antoine Pesne und durch Stiche, die er nach Bildern Lancrets angefertigt hatte, 
führte er sich bei dem Pariser Meister gut ein, der ihn seinerseits wieder mit 
Larmessin in Verbindung brachte. Als Gehilfe dieses vorzüglichen Stechers 
konnte er an den Reproduktionen der Gemälde Lancrets mitarbeiten und in 
alle Geheimnisse der französischen Technik eindringen. Daneben fertigte er 
eine Reihe von kleinen Bildnissen für Odieuvres „Europe illustre“. Er erwarb 
sich nun durch Bildnisse wie die des Henry Louis de la Tour d’Auvergne nach 
Rigaud und des Grafen d’Evreux (1739), des Erzbischofs St. Aubin von Cambray 
nach Rigaud (1741) und besonders durch das erste Bildnis des Malers Quentin
	        
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