Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Anhang, Antike Numismatik. (§ 69.) 
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einen Handelswert zuschreiben dürfen. Werden nun diese Gegenstände 
nur für den Handel hergestellt, während sie zum Gebrauche zu klein oder 
zu zerbrechlich wären, so ist damit der Anfang des Geldes gegeben; Hohl- 
kelte, J ) kleine Beile * 2 ) und Ringe waren offenbar in starkem Gebrauche. 
An diese Gruppe wären die Geldsteine, namentlich die Beilchen aus sel 
tenen Steinen (S. 192 f.) anzuschliessen, wenn dieselben wirklich das Geld 
verträten; 3 4 ) die Athiopen sollen Skarabäen (S. 242) genommen haben. 1 ) 
Der professionsmässige Metallhandel führt schon näher an die Abstraktion 
des Geldes heran. Wo edle Metalle vorwiegen, erhält das geschmolzene 
Erz eine bestimmte Form, welche selbstverständlich mit einem bestimmten 
Gewicht zusammenhängt. Das Barrengeld (Gold und Silber) ist schon im 
alten Ägypten 5 6 ) und Babylonien gangbar; es erhielt Marken aufgestem 
pelt, deren zeitlicher Anfang freilich nicht nachweisbar ist. G ) Die Formen 
der Barren sind sehr verschieden (S. 200); die Gallier z. B. hatten Zinn 
stücke in Form eines Astragalos 7 ) und der Münzname Obolös kommt na 
türlich von einer entsprechenden Form. 8 ) Bei einem so gewöhnlichen und 
dabei weichen Metalle, wie das Kupfer war, gab man sich nicht die Mühe, 
ihm eine bestimmte Form aufzunötigen, sondern nahm einen Schmelzkuchen 
(massa), 9 ) zerhieb (diniere) 10 ) denselben in unregelmässige Stücke (aes 
rüde, rauduSy rodusculum) und wog 11 ) dieselben wie irgend eine andere 
Ware. Dieses Zahlungsmittel ist aus Mittel- und Oberitalien, Brittanien 12 ) 
und der äthiopischen Küste des roten Meeres 13 ) bezeugt und kommt zuerst 
430 v. Chr. in der Lex Julia Papiria vor. Viele Stücke von aes rüde 
fand man auf dem Grunde heiliger Teiche (S. 29) und in Gräbern. 14 ) 
Litteratur: Fr. Kenner, die Anfänge des Geldes im Altertum, Abh. d. Wiener 
Akad. 48, 882 ff.; Gennarelli, la moneta primitiva d’Italia; M. C. Soutzo, etalons pon- 
deraux primitifs et lingots monetaires, Bukarest 1884, m. 8 T. 
69. Diese Geldsorten hatten einen privaten Charakter; für das Ge 
wicht garantierte höchstens der einzelne Zahlende im Augenblick des 
Kaufes. Die Münze wird erst dadurch geschaffen, dass der Staat nicht 
9 Schaaffhausen, Anthrop. Corr. 1877, 
141; vgl. das. 1880, 72. Ein Beil fand sich 
in der Mitte auseinander gebrochen am 
Bodensee (das. 1888, 84 = rjpLneXeTaov). 
2 ) Im Nordwesten Frankreichs, vgl. 
Diod. 5, 22, 2. 
3 ) Vgl. Anthrop. Corr. 1888, 84. 
4 ) Ps. Plato Eryxias p. 400; Lieblein, 
Ztsch. f. äg. Spr. 1869, 28 ff. zeigt, dass die 
ägyptischen Skarabäen kein bestimmtes Ge 
wicht haben. 
5 ) Zu Busir wurde im Munde von Mu 
mien je eine Goldbarre im Gewicht von 8 
mithkat gefunden (Abdallatif c. 4 p. 200). 
6 ) Kupferbarren (aes signatum): Chie- 
rici, B. di paletnol. it. 5, 148 ff. 6, 54 ff.; auch 
in Akragas sind ziemlich viele Barren ge- 
fun den worden; ungeprägtes Metall im Tempel 
schatz von Delos: Bch. 6, 134. Goldbarren 
aus Siebenbürgen, 2. Hälfte des 4. Jahrh.: 
Arch.-ep. Mitt, 12, 1 ff. 6 ff. T. 2. 3; zwei 
Weissbronzebarren von Oberndorf (Ober 
pfalz), angeblich aus der Hallstätterzeit, aber 
nach attischem Gewicht: Naue, Sitzungsber. 
d. bayer. Akad. 1891, 441 ff. 
7 ) Diod. 5, 22, 2; eiserne taleae in Brit- 
tannien Caes. b. G. 5, 12. 
8 ) ’OßeXog = oßoXog noch CIA. IV p. 5 
n. 3 C. 5. 
9 ) Serv. Verg. Aen. 6, 801. 
10 ) Paul. Diac. p. 69. 
5 9 Ässipondium, dupondium, expensa, 
dispensare } compensare, eompendium, dis- 
pendium u, A. 
12 ) Caes. b. Gail, 5, 12. 
1S ) Peripl. mar. Erytlir. 6 (Messing). 
14 ) Vicarello: Mommsen S. 170; Berliner 
Katalog III 1, 1; v. Kaufmann, Aes rüde von 
Orvieto u. das älteste italische Metallgeld, 
Ztsch. f. Ethnol. 1866, 144 ff.; Funde in Grä 
bern bei Tüder (B. 1858, 115) und Marza- 
botto; Zinnbronze in Etrurien und Umbrien 
(Mommsen, röm. Münzwesen S. 221. 279), 
Eisenbronze in der Aemilia (Periodico di 
num. 6, 229 ff.); Silber in Spanien: Strab. 3, 
3, 7.
	        
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