Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap.JX. Die griechisch-römische Zeit. (§ 360.) 
751 
nehmungen, 1 ) doch ergeben die Ruinen für die Geschichte der Plastik 
nichts. 2 ) Herodes Attikos, der unter Antoninus seine glänzende Thätig- 
keit entfaltete, blieb hinter dem Kaiser nicht zurück; sein Odeion, die 
Ilissosbrücke und das Stadion mit den dazu gehörigen Anlagen waren in 
dem Prachtstile jener Zeit mit verschiedenfarbigem Steinbelag erbaut und 
besassen Skulpturenschmuck, wovon einiges wenige geblieben ist. 3 ) Für 
sich selbst hat er bei Marathon gebaut; so mögen die zwei dort erhalte 
nen Sitzfiguren und eine ägyptisierende 4 ) seinen individuellen Geschmack 
veranschaulichen. Hieher gehören endlich die Statuen, welche er nach 
Olympia stiftete, 5 ) und seine eigenen Porträte. 6 ) Das athenische Theater 
hat vermutlich erst unter den Kaisern den Reliefschmuck des Hyposke- 
nions und die marmornen Ehrensessel erhalten. 7 ) Was wir von der 
Kreishauptstadt Korinth ausser der Beschreibung des Pausanias wissen, 
beschränkt sich fast ganz auf Münzbilder. Soviel steht fest, dass die neue 
Kolonie Korinth viele Sehenswürdigkeiten enthielt. Unter den ansehn 
lichen und prächtigen Bauten ragt der Tempel der Octavia hervor, den 
samt seinem Kultbilde Münzen zeigen. 8 ) Auch daraus dass bei Korinth 
eine ausgemalte Grabkammer entdeckt ist, 9 ) lässt sich ein Schluss auf 
die schöne Einrichtung der Stadt ziehen. Die alte Kunststadt Sikyon hat 
im 1. Jahrhundert v. Chr. noch immer Künstler, die ihren Namen beizu 
setzen wagen. 10 ) Der Rest des Peloponnes behauptet in der religiösen 
Kunst einen beachtenswerten Platz; Epidauros errichtet unter den Anto 
ninen dem Asklepios und der Hygieia einen neuen Tempel mit neuen Bil 
dern. 11 ) Vor allen aber scheint der Messenier Damophon die religiöse 
Kunst in reaktionärer Weise betrieben zu haben, was die Aufmerksamkeit 
des Pausanias auf ihn zog; er fertigte abgesehen von einem mit Reliefs 
geschmückten Opfertisch nur Götterstatuen, welche er entweder aus pari- 
schem oder pentelischem Marmor, oder aus Holz oder nach alter Weise 
akrolith (S. 412) machte; auch verstand er sich auf die Bearbeitung des 
Elfenbeins. Eine solche Persönlichkeit scheint vor dem Zeitalter Hadrians 
kaum möglich, wozu noch kommt, dass der Tempel von Lykosura, in den 
er arbeitete, nach Massgabe der Architektur der römischen Zeit zugehört. 12 ) 
Die darin gefundenen Marmorstatuen fallen durch ihre überaus sorgfältige 
Arbeit auf; sind doch die reichen Plattstickereien der Gewänder durch 
flaches Relief wiedergegeben. 13 ) Da der Marmor von Paros im steten Ge 
brauch blieb, dauerte auch die Steinmetzschule dort fort; Antiphanes 
*) Lölling, Topographie S. 319 f. 322. 
2 ) Ein Hahn von Gold und Edelsteinen, 
den Hadrian in das Heraion weihte, ist auf 
einer Münze von Argos abgebildet (Num. 
comm. p. 34, 7 T. J 16). 
3 ) Relief aus dem Odeion: Anc. marbles 
of the Br. M. IX T. 28; Le Bas, mon. fig. 
T. 31. — Basis einer Statue der Regilla: 
Bch. 16, 453 ff. Nr. VII. 
4 ) Le Bas T. 90. 31; die Berliner Statue 
Nr. 100 stammt auch aus Marathon. 
5 ) Kopf des Antoninus Pius: Ausgrab. 
III T. 20; Panzerstatue des Marc Aurel: 
das. I T. 27—29. 
6 ) Büste: Panofka, cab. Pourtales T. 37; 
auf einem Sardonyx in Paris: Chabouillet, 
catal. p. 25 Nr. 167. 
7 ) Tanzende Frauen: Phot. Sebah; Probe 
des Hyposkenions: Phot. Bruckm. 15. 
8 ) Num. Comm. p. 22, 21 T. E 94—96. 
9 ) IlQccxtLxd rijg aQ%. er. 1882/3 S. 11 ff.; 
Kopie in Athen. 
10 ) Denkmäler des Brutus und Sulla von 
Teisikrates und seinem Sohne Thoinias J Ea. 
1885, 103. 105. 1889, 2. 
11 ) Paus. 2, 27, 6; Num. Comm. p. 43, 3. 
12 ) Dörpfeld, Ath. Mitt. 1893, 219 ff. 
13 ) Nach. Phot. Overbeck, Plastik 11 4
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.