Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
jüngere Polyklet in Epidauros erbaute. 1 ) Sein Zeltdach thut dar, dass zu 
einem Tholos nicht notwendig ein Kuppeldach gehörte. 2 ) Man darf dieser 
Klasse wohl auch die eigentümlichen Votivgebäude in Olympia (Philippeion) 3 ) 
und Samothrake (Bau der Arsinoe) anreihen. Theater, Odeen und Amphi 
theater seien einfach genannt. Dem Steine sagte der Polygonbau besser 
zu, doch ist das Achteck fast auf den Turm der Winde in Athen be 
schränkt; 4 ) das Pantheon ist innen achteckig, während der sog. Jupiter 
tempel, im linken Hofe des diokletianischen Palastes, umgekehrt gebaut 
ist. Indem der runde Raum zum Mittelpunkt einer Anlage gemacht wird, 
entsteht der Centralbau. In seiner einfachsten Form wird die Rotunde 
mit Nischen umgeben (Rundtempel in Baalbek) , 5 ) wozu noch ein recht 
eckiger Vorraum kommt (Grabmal der Via Appia). 6 ) Die entwickeltere 
Stufe stellten S. Costanza in Rom und das Baptisterium S. Maria Maggiore 
in Nuceria dar. 7 ) Im Centralbau wechselt ebenfalls die runde Grundform 
mit der vieleckigen ab, welche der zehneckige Tempel der Minerva Medica 
in Rom 8 ) als Vorläufer berühmter Kirchen 9 ) veranschaulicht. 
Zum Rundbau müssen auch die halbkreisförmigen Bauten gezählt 
werden, welche, in die Wand eingegliedert, Nischen — deren der römi 
sche Bau beinahe zu bedürfen scheint — 10 ) und für sich allein Exhedren 
genannt zu werden pflegen. Eine solche Exhedra oder eine Hemikyklion 
ist eine gedeckte Ruhebank oder eine dekorative Anlage z. B. für Ehren 
statuen. n ) In Gebäude einbezogen, schliessen diese Halbrunde Flügel ab 
(wie in Olympia). Geschlossene Halbkreise kommen einzeln in Gebäuden 
vor (Schlafzimmer in der Villa des Diomedes) oder gruppieren sich um die 
Seiten eines Vierecks (beim Turm der Winde). Ovale Räume weisen die 
Nekropole von Theben und der megalithische Bau von Hagiar-Kim 
(Malta) auf. 
Litteratur: Isabelle, les edifices circulaires et les domes classes par ordre chronol. 
Paris 1855; K. Th. Pyl, die griechischen Rundbauten im Zusammenhang mit dem Götter 
und Heroenkultus, Greifsw. 1861; Rud. Rahn (s. S. 328). 
Im allgemeinen tritt die geschwungene Linie erst gegen den Beginn 
unserer Zeitrechnung — genau lässt sich der Anfang natürlich nicht be 
stimmen — stark hervor und kennzeichnet die Barockperiode des Alter 
tums. Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns dem Aussenbau zu. 
268. Die Fa9ade, auf welche sich unter normalen Verhältnissen 
der beste Teil der künstlerischen Thätigkeit konzentriert, zerfällt nach 
den Anforderungen des Lebens in Wand, Dach und Thüre. Die Beleuch- 
Sparta Paus. 3, 12, 11; occMcc] ftoXia. Aaxwveg 
Hesych. 
3 ) Paus. 2,27,3; IlQocxrixä xvjg ctg/, h. 
1884 T. yd; vgl. S. 108; wegen der Beleuch 
tung s. Belger, Beitr. 13 A. 1. 
2 ) Yitr. 7, 5, 5. 
3 ) Bötticher, Olympia 2 361. 
4 ) Zimmer mit polygonalem Abschluss, 
im Piraeus 1892 gefunden. 
5 ) Oppert, expedition p. 15 (der fünf 
seitige Stylobat entspricht den Nischen). 
li ) Canina, edifizi VI T. 16 (6 Nischen). 
7 ) Adamy S. 34. 36; wahrscheinlich schon 
das goldene Haus Neros, wo der Hauptsaal 
rund war (Sueton. Ner. 31). 
8 ) Canina, edif. II 75 (über den Nischen 
grosse Rundbogenfenster). 
9 ) Bau des Vaters von Gregor v. Na- 
zianz; S. Vitale in Ravenna; S. Lorenzo in 
Mailand. 
30 ) Im Tempel des diokletianischen Pa 
lastes wechseln halbrunde und viereckige 
Nischen. 
u ) Z. B. in Troja für Tiberius: Nor- 
mand, Troie hom. T. 15 -—18.
	        
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