324 Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. jüngere Polyklet in Epidauros erbaute. 1 ) Sein Zeltdach thut dar, dass zu einem Tholos nicht notwendig ein Kuppeldach gehörte. 2 ) Man darf dieser Klasse wohl auch die eigentümlichen Votivgebäude in Olympia (Philippeion) 3 ) und Samothrake (Bau der Arsinoe) anreihen. Theater, Odeen und Amphi theater seien einfach genannt. Dem Steine sagte der Polygonbau besser zu, doch ist das Achteck fast auf den Turm der Winde in Athen be schränkt; 4 ) das Pantheon ist innen achteckig, während der sog. Jupiter tempel, im linken Hofe des diokletianischen Palastes, umgekehrt gebaut ist. Indem der runde Raum zum Mittelpunkt einer Anlage gemacht wird, entsteht der Centralbau. In seiner einfachsten Form wird die Rotunde mit Nischen umgeben (Rundtempel in Baalbek) , 5 ) wozu noch ein recht eckiger Vorraum kommt (Grabmal der Via Appia). 6 ) Die entwickeltere Stufe stellten S. Costanza in Rom und das Baptisterium S. Maria Maggiore in Nuceria dar. 7 ) Im Centralbau wechselt ebenfalls die runde Grundform mit der vieleckigen ab, welche der zehneckige Tempel der Minerva Medica in Rom 8 ) als Vorläufer berühmter Kirchen 9 ) veranschaulicht. Zum Rundbau müssen auch die halbkreisförmigen Bauten gezählt werden, welche, in die Wand eingegliedert, Nischen — deren der römi sche Bau beinahe zu bedürfen scheint — 10 ) und für sich allein Exhedren genannt zu werden pflegen. Eine solche Exhedra oder eine Hemikyklion ist eine gedeckte Ruhebank oder eine dekorative Anlage z. B. für Ehren statuen. n ) In Gebäude einbezogen, schliessen diese Halbrunde Flügel ab (wie in Olympia). Geschlossene Halbkreise kommen einzeln in Gebäuden vor (Schlafzimmer in der Villa des Diomedes) oder gruppieren sich um die Seiten eines Vierecks (beim Turm der Winde). Ovale Räume weisen die Nekropole von Theben und der megalithische Bau von Hagiar-Kim (Malta) auf. Litteratur: Isabelle, les edifices circulaires et les domes classes par ordre chronol. Paris 1855; K. Th. Pyl, die griechischen Rundbauten im Zusammenhang mit dem Götter und Heroenkultus, Greifsw. 1861; Rud. Rahn (s. S. 328). Im allgemeinen tritt die geschwungene Linie erst gegen den Beginn unserer Zeitrechnung — genau lässt sich der Anfang natürlich nicht be stimmen — stark hervor und kennzeichnet die Barockperiode des Alter tums. Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns dem Aussenbau zu. 268. Die Fa9ade, auf welche sich unter normalen Verhältnissen der beste Teil der künstlerischen Thätigkeit konzentriert, zerfällt nach den Anforderungen des Lebens in Wand, Dach und Thüre. Die Beleuch- Sparta Paus. 3, 12, 11; occMcc] ftoXia. Aaxwveg Hesych. 3 ) Paus. 2,27,3; IlQocxrixä xvjg ctg/, h. 1884 T. yd; vgl. S. 108; wegen der Beleuch tung s. Belger, Beitr. 13 A. 1. 2 ) Yitr. 7, 5, 5. 3 ) Bötticher, Olympia 2 361. 4 ) Zimmer mit polygonalem Abschluss, im Piraeus 1892 gefunden. 5 ) Oppert, expedition p. 15 (der fünf seitige Stylobat entspricht den Nischen). li ) Canina, edifizi VI T. 16 (6 Nischen). 7 ) Adamy S. 34. 36; wahrscheinlich schon das goldene Haus Neros, wo der Hauptsaal rund war (Sueton. Ner. 31). 8 ) Canina, edif. II 75 (über den Nischen grosse Rundbogenfenster). 9 ) Bau des Vaters von Gregor v. Na- zianz; S. Vitale in Ravenna; S. Lorenzo in Mailand. 30 ) Im Tempel des diokletianischen Pa lastes wechseln halbrunde und viereckige Nischen. u ) Z. B. in Troja für Tiberius: Nor- mand, Troie hom. T. 15 -—18.