Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. 
sah zur Auffassung der Obersten Heeresleitung auch weiterhin ein „Ver¬ 
ständigungsfriede" ohne vorhergegangenen Sieg der Waffen; da es auf den 
bisher eingeschlagenen Wegen nicht erreichbar schien, begann er nach neuen 
zu suchen. 
Unterdessen war die englische Offensive bei Arras im Erlöschen und 
auch die französische Offensive an der Aisne- und Champagne-Front ging 
nur noch mit verminderter Kraft weiter, aber neue Angriffe bereiteten sich 
in Flandern vor. „Unsere Feinde" — so hieß es in der von General Luden- 
25. Mai. dorff am 25.Mai, unter anderem auch an Reichskanzler und Auswärtiges 
Amt, ausgegebenen „Auffassung über die Lage'") — „sind mit dem Verlauf 
der Offensive gegen die deutsche Westfront unzufrieden." Im Osten störe 
erhöhte russische Feuertätigkeit zwar die Propaganda an der Front, mit 
einer größeren Offensive der Russen „brauchen wir gleichwohl in absehbarer 
Zeit nicht zu rechnen". Die italienischen Erfolge am Ifonzo wurden nicht 
hoch bewertet, seien aber „geeignet, die aufrührerischen Umtriebe im italie- 
nischen Volke für kurze Zeit zurückzukämmen. ... Die österreichische Front 
hält fest". Dann ging die Denkschrift auf den Unterseekrieg über, dessen 
April-Veute eine abermalige sehr große Steigerung bedeutete: „Unsere 
U-Voote arbeiten weiter mit überraschendem Erfolg." Die starke Abnahme 
des Schiffsraumes könne sich bald an der Saloniki-Front auswirken^). An¬ 
dererseits erfordere die Einbringung der aus Argentinien und Australien 
herannahenden Weizenschiffe offensiven Schutz. Daher sei mit kräftigen 
Angriffen der Engländer zu Lande wie zur See gegen die Stützpunkte der 
Unterseeboote zu rechnen. Trotz der Erschöpfung, unter der das eigene Heer 
nach den vorangegangenen schweren Abwehrkämpfen litt, sah man diesen 
Angriffen mit Zuversicht entgegen, denn es hatte sich inzwischen heraus¬ 
gestellt, daß das französische Heer an der Aisne und in der Champagne nicht 
nur zurückgeschlagen war, sondern einen Mißerfolg erlitten hatte, der einer 
Niederlage gleichkam. Enttäuschte Hoffnungen und überaus hohe Ver¬ 
luste schienen zu einer schweren Erschütterung seines inneren Haltes geführt 
Erste ^ haben. Aber trotz dieser Rückschläge und trotz der überaus ernsten Sorgen, 
Iuni-Halfte. ^ hgr unverkennbaren Wirkungen des Unterseekrieges auf England 
lasteten, sprach sich die französische Kammer am 5.Juni mit über¬ 
wältigender Mehrheit für die Rückgewinnung Elfaß-Lothringens als Kriegs- 
ziel aus, und in England äußerte sich Premierminister Lloyd George 
i) Die Denkschrift war von der Polit. Abt. der O. H. L. ausgestellt, ebenso eine 
weitere vom 25.Juni. Diese enthielt am Schluß die Bitte, sie auch bei den diplo- 
matischen Vertretern Deutschlands zu verwerten. — 2) Vgl. S. 525.
	        
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