Ausscheiden des Generals Alexejew.
SN
Kriegsminister G u t s ch k o w besaß jedoch nicht die Macht, hier durch-
zugreifen. Als er einer neuen „Verordnung über die Soldaten-
rechte" zustimmen sollte, die die Provisorische Regierung unter dem Ein-
flusse des Arbeiter- und Soldatenrates veröffentlichen wollte, ohne das Urteil
der militärischen Führer zu hören, trat er am 13. Mai von seinem Posten ».bis
zurück. Nachfolger wurde der bisherige Iustizminister, frühere sozialistische 17,9B<rt*
Duma-Abgeordnete, Kerenski.
Am 14. Mai versammelte General Alexejew auf Anregung des
Generals Vrufsilow die Oberbefehlshaber der Heeresfronten zu einer
Besprechung über die zu ergreifenden Maßnahmen, denn es war klar, daß
die beabsichtigte Verordnung über die Soldatenrechte zum weiteren Sinken
der Mannszucht und zur völligen Auflösung des Heeres führen würde.
Auf Vorschlag des früheren Generalquartiermeisters des Heeres, Generals
Iurij Danilow, wurde beschlossen, am 15. Mai nach Petersburg zu fahren,
um der Provisorischen Regierung und dem Arbeiter- und Soldatenrat über
die Folgen der beabsichtigten Verordnung offen die Meinung zu sagen. Die
Aussprachen fanden am 16. und 17. Mai statt, blieben aber ohne Erfolg. Die
Generale kehrten wieder auf ihre Posten zurück. Die Verordnung über die
Soldatenrechte wurde Ende Mai vom Kriegsminister Kerenski veröffentlicht.
Am 3. Juni erließ General Alexejewdie Weisungen für die bevor-
stehende große Offensive'). Es waren die letzten, die er als Oberster Befehls-
haber gab. Am gleichen Tage enthob ihn die Provisorische Regierung auf
Drängen des neuen Kriegsministers seines Postens und ernannte General
Vmssilow zu seinem Nachfolger.
General Alexejew als Feldherr.
General Alexejew hatte seit dem Herbst 1915 als Generalstabschef des
Zaren die Operationen der gesamten russischen Wehrmacht geleitet. Die
großen Erfolge der Südwestfront, deren Generalstabschef er bei Kriegs-
beginn in Galizien gewesen war, hatten die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt.
Dann war er als einer der jüngsten Generale Oberbefehlshaber der Nord-
Westfront geworden. Als solcher hatte er im Sommer 1915 die Notwendig-
keit des Rückzuges aus Polen als einer der ersten klar erkannt und diese
schwierige Bewegung für den größten Teil des Gesamtheeres planvoll vor-
bereitet und durchgeführt. Wenn das russische Heer schließlich den gefähr-
lichen deutschen Vorstoß über Wilna auf Minsk abfangen und sich ohne ent-
scheidende Einbuße an Kriegsgerät beiderseits der Rokitno-Sümpfe in einer
') Näheres hierüber wird Bd. XIII enthalten.