Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Versuch zu Waffenstillstands-Verhandlungen zu kommen. 
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Stärke der beiderseitigen gegenüberstehenden Kräfte nichts mehr geändert 
werden. Cin Ablösen von Truppen und die Änderung ihrer Unterbringung 
aber sollte vorbehalten bleiben. 
Das Schreiben wurde von einem russischen Armee-Deputierten entgegen- Bis 22. Mai. 
genommen, da General Dragomirow — wie es hieß — die Annahme ver¬ 
weigere'). Eine Antwort kam nicht und ebensowenig auf ein Schreiben an 
die russische 4. und 6. Armee, durch das bei der Heeresgruppe Mackensen am 
22. Mai nochmals versucht wurde, die Verbindung mit den höheren Kom- 
mandostellen aufzunehmen. 
Inzwischen hatten sich aber bereits am IS. Mai die ö st e r r e i ch i s ch - 
ungarische Heeresleitung und ebenso General von Geeckt 
emeut dafür eingesetzt, daß jetzt, da die obere russische Führung anscheinend 
nicht zu Verhandlungen bereit sei, der Augenblick gekommen wäre, mit den 
vorgeschlagenen Waffenstillstands-Verhandlungen an der gesamten Front 
unmittelbar an die russischen Truppen heranzutreten. Die Oberste 
Kriegsleitung war auch damit einverstanden und gab nunmehr gewisse 
Unterlagen für spätere Friedensverhandlungen für die Frontpropaganda 
frei. Gleichzeitig entschloß sie sich, bei der französischen Frühjahrs-Offensive 
gefangengenommene russische Soldaten, die über die Behandlung in Frank- 
reich schwere Klage führten, durch die russischen Linien in ihre Heimat zu 
entlasten. 
Die Besprechungen an der Front wurden zusehends seltener und schwie- 
riger. Dazu entsandte Nachrichten-Offiziere wurden als Gefangene fest- 
gehalten. Russische Scharfschützen und Iagdkommandos suchten die Ver- 
brüderung zu verhindern. Aus Abhörergebnissen ging hervor, daß für das 
Zurückhalten deutscher Unterhändler Geldbelohnungen ausgesetzt waren. 
Selbst die russischen Soldatenkomitees wandten sich jetzt an vielen Stellen 
gegen die Schützengraben-Vesprechungen. Nur noch Zeitungs- und Brief- 
Propaganda blieb allgemein möglich. 
c) Weiterentwicklung der Lage seit dem Auftreten 
des Kriegsministers Kerenfki. 
Nachlassen der Propaganda-Wirkung im Mai. 
Unverkennbar hatten die Anstrengungen der Entente, das russische Heer 
zur Entlastung anderer Kampffronten zum Widerstand zu veranlassen, sich 
seit Anfang Mai verstärkt. Die sozialistifche Richtung, die Anschluß an die 
') Cr war inzwischen Oberbefehlshaber der Nordfront geworden und tatsächlich 
gar nicht mehr in Dünaburg. 
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