Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Abwehrvorbereitungen. 
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2. Vom Siegfried-Rückzug bis jum 6. April. 
Der Siegfried-Rückzug schuf eine neue Lage. Dem Gegner wurde 
die Angriffsmöglichkeit gegen den bisherigen rechten Flügel der 7. Armee 
genommen. An dessen neuer Front aber stieß er künftig auf eine dem Gelände 
gut angepaßte und besonders stark ausgebaute Stellung, gegen die ein Angriff 
für die nächste Zeit so gut wie ausgeschlossen schien. Andererseits war durch 
das Zurücknehmen des rechten Flügels da, wo die neue auf die alte Stellung 
traf, bei Conds, ein scharfer Knick entstanden, der zur Umfassung im Angriff 
geradezu herausforderte'). Im übrigen waren starke eigene Reserven frei 
geworden. Aber auch der Gegner konnte über die Kräfte wieder verfügen, die 
vor der jetzt zurückgenommenen deutschen Front gestanden hatten. Da in- 
zwischen Nachrichten vorlagen, daß auch französische Truppen, die bisher bei 
Verdun gestanden hatten, nach der Champagne verschoben worden seien, 
mußte sehr mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß hier eine neue Kräfte- 
gruppe gebildet und der gegen die Front Soifsons—Reims erwartete Angriff 
durch einen solchen östlich von Reims ergänzt werden würdet. 
Als am 19. März der Siegfried-Rückzug im wesentlichen abgeschlosien 
war, befahl die Ober st e Heeresleitung: „Sobald der Artillerie- 
ausmarsch bei der 7. Armee beendet ist, ist durch Aufnahme der feindlichen 
Artilleriebekämpfung und örtliche Unternehmungen der Infanterie dem feind¬ 
lichen Angriff zuvorzukommen und sind dessen nähere Angriffsabsichten fest- 
zustellen." Die Stadt Reims durfte dabei, wie ausdrücklich angeordnet 
wurde, nur, „soweit es die taktische Lage erfordert", beschossen werden; die 
Kathedrale wurde auch jetzt noch geschont, da sie nach einem Befehl des 
Kaisers vom Mai 1915 nur beschossen werden sollte, wenn an ihr „Vor- 
kehrungen getroffen sind, die uns zu schaden geeignet sind". Im übrigen 
konnte die Heeresgruppe sofort melden, daß die Aufnahme der Artillerie- 
bekämpfung von ihr bereits am 10. März befohlen und daß Infanterieunter- 
nehmungen dauernd im Gange seien; am linken Flügel der 7.Armee sei ein 
größeres Unternehmen gegen Pontavert gerade in Vorbereitung. 
Von seiten der Franzosen blieb die Kampftätigkeit auch im März 
im allgemeinen gering. Am 9. März war ein Einbruch starker russischer3) 
Aufklärungsabteilungen bei und westlich von Aubörive erfolgt, der in leb- 
haftem Nahkampf abgewehrt wurde. Am 23.März führten die Franzosen 
einen stärkeren, im Endergebnis ebenso erfolglosen Vorstoß nordöstlich von 
Pontavert gegen die 9. bayerische Reserve-Division der 7. Armee; von Ve- 
~ 0 S. 131. 
2) Lagebeurteilung der O. H. L. vom 18. März (S. 83 ff.). 
3) In Frankreich befanden sich zwei russische Brigaden (Bd. XI, S. 350).
	        
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