Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Schlacht bei Arras und die Lage in Flandern. 
4. Armee, General Ilse, verneinte aber ausdrücklich das nahe Bevorstehen 
eines feindlichen Angriffs dort'). 
,s.bis2l.Mat. Am 19. Mai rechnete die 6. A r m e e nach wie vor mit Fortsetzung der 
großen feindlichen Offensive auf der bisherigen Schlachtfront Acheville— 
Queant. Die feindliche Artillerie schien verstärkt. 675 feuernde Batterien 
waren in der letzten Woche gemeldet gegen 594 in der Woche vorher. Der 
Munitionseinsatz des Gegners war allerdings geringer geworden, wurde 
aber immer noch auf 812 000 Schuß in der letzten Woche geschätzt. Die eng- 
tischen Flieger wurden als zahlenmäßig dreifach überlegen angegeben'). Der 
Gegner hatte seine Bahnen mit großer Beschleunigung vorgebaut, Flughäfen 
und rückwärtige Lager vorgezogen. Auch einen umfassenden Angriff gegen 
den Lens-Bogen hielt die Armee für möglich. Die Heeresgruppe gab 
in der Lagenbeurteilung von diesem Tage zwar die Möglichkeit zu, daß sich 
der Feind zu einem Angriff an anderer Stelle umgruppiere, Anzeichen dafür 
fehlten jedoch; es spräche bisher alles dafür, daß er den Angriff gegen die 
6. Armee fortsetzen werde. Neueste Meldungen über Schanzarbeiten und 
Hindernisbau an einigen Stellen ihrer Kampffront nahm sie mit Vorsicht 
auf. Möglich sei, daß der Feind größere Nebenhandlungen vorbereite, um 
deutsche Kräfte in anderer Richtung abzuziehen und den Durchbruch bei Arras 
doch noch zu erzwingen. Unternehmungen gegen die Küste, den Wytschaete- 
Bogen und bei St. Quentin kämen in Betracht. 
Unterdessen hatte die O b e r st e Heeresleitung am 18. Mai bei 
ihr vorliegende Nachrichten mitgeteilt, nach denen die Engländer anscheinend 
einen großen Schlag in Flandern beabsichtigten. Am 19. Mai schloß sie aus 
dem inzwischen bekanntgewordenen Wechsel im Oberbefehl über das fran- 
zöfifche Heer') auf eine Änderung der feindlichen Operationspläne. Cs sei 
möglich, daß die Durchbruchsversuche an den bisherigen Hauptkampffronten 
aufgegeben würden; ihre Einstellung werde allmählich erfolgen, vorläufig 
müsse mit Fortsetzung der starken Teilangriffe gerechnet werden, über¬ 
raschende Angriffe an anderen Fronten seien möglich, ein englischer Flotten- 
angriff gegen die Küste werde immer wahrscheinlicher. Bei Arras seien die 
letzten Angriffe nur mit Divisionen geführt worden, die dort bereits gekämpft 
hatten. Einstweilen schienen aber vor der 4. Armee nur zehn englische Divi¬ 
sionen in der Front zu stehen, zwei bis drei in Reserve dahinter, vor der 
6. Armee dagegen von Lens bis Quöant 20 Divisionen in der Front und 
16 bis 18 dahinter. 
1) Nach Notizen des Gen. von Kühl vom 16. Mai (vgl. S. 438). 
2) Das tatsächliche Stärkeverhältnis ist nicht bekannt. 
=>) S. 419.
	        
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