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Das Ausweichen in die Siegfried-Stellung.
Januar, wesentlich raschere Fortschritte gemacht hatte als früher, im Sinne der An¬
weisungen der Obersten Heeresleitung vom September 1916') noch keines¬
wegs fertig; scharfer Frost hemmte alle Arbeiten. Die 1. Linie mit teilweise
sehr starken Hindernissen und einer Anzahl betonierter Unterstände konnte als
verteidigungsfähig angesehen werden, die 2. Linie und die Artillerie-Veob-
achtungsstellen waren teilweise ausgebaut, die Vatteriestellungen festgelegt,
einzelne im Bau; eine Artillerie-Schutzstellung und eine rückwärtige Stel¬
lung waren erkundet. Die nächste Zeit ließ, sobald milderes Wetter eintrat,
weitere gute Fortschritte erwarten, und schließlich konnte man — wenn der
Rückzug beschlossen wurde — für die vier bis fünf Wochen, die zwischen
diesem Entschluß und seiner Ausführung liegen mußten, starke, auch der
Truppe entnommene Kräfte neu zum Vau einsetzen^). Die Siegsried-Stellung
konnte daher nach Ansicht der Heeresgruppe in den ersten Märztagen bezogen,
der Entschluß dazu mußte am I.Februar gefaßt werden. Durch die Ver¬
kürzung der Front und schwächere Besetzung der neuen Linie waren nach neu
aufgestellten Berechnungen 13 Divisionen sowie starke schwere Artillerie und
Feldartillerie zu ersparen, später vielleicht noch ein bis zwei weitere Divi¬
sionen für die Ausbildung freizumachen. Bei einem Zurückgehen in die
Siegsried-Stellung überwogen in operativer und taktischer Beziehung die
Vorteile, in moralischer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht bestanden
aber schwerwiegende Bedenken.
Daneben wurden noch andere Möglichkeiten erwogen. Ein Beziehen
der Wotan-Stellung Lille—Peronne, deren Bau erst vor einigen Wochen
begonnen hatte, kam für den Anfang des Frühjahrs noch nicht in Betracht.
Dagegen stand zur Frage, nur den besonders ungünstigen vorspringenden
Vogen südlich von Arras abzuschneiden, indem man die Siegfried—Wotan-
Stellung Arras—Qusant—Sailly-Saillisel bezog. Diese war in ihrer
Nordhälfte (Siegfried) gleich den anderen Teilen der Siegsried-Stellung
im Vau, in ihrer südlichen Hälfte (Wotan) in fünf bis sechs Wochen in
feldmäßiger Weise fertigzustellen. Der Rückzug in diese Linie konnte
frühestens am 10. März erfolgen. Die Frontverkürzung betrug ungefähr
13 Kilometer, die Kräfteersparnis vier bis sechs Divisionen').
Vor- und Nachteile waren beim Rückzug in die Siegfried—Wotan-
Stellung, die nur einen kleinen Vogen abschnitt, geringer, beim Rückzug
in die Siegsried-Stellung größer. Dieser Rückzug erschien der Heeresgruppe
0 S. 120.
-) S. 124.
3) In Vd. XI, S. 513, Zeile 5 und 6 von oben, sind irrtümlicherweise als Er¬
sparnis für die Siegfried—Wotan-Stellung elf Divisionen angegeben.