Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Angriffspläne im Osten. — Denkschrift des Majors Wetzell. 491 
durchgeführt werden könne, hänge vom Abschluß des rumänischen Feld- 
zuges und der Lage auf dem Westkriegsschauplatz ab. Beides lasse sich vor 
Jahreswechsel nicht übersehen. Auf die Zuführung von sechs deutschen, 
zwei österreichischen Divisionen und entsprechender schwerer Artillerie könne 
wahrscheinlich gerechnet werden. Das Ziel müsse „jedenfalls sein, die 
russischen Linien zu durchstoßen, damit die Karpaten-Front ins Wanken 
zu bringen und den Südflügel des russischen Heeres vernichtend zu schlagen". 
Er bat, mit den vorbereitenden Arbeiten unauffällig zu beginnen und über 
die beabsichtigten Maßnahmen zum 1. Januar zu melden. Gleichzeitig 
wünschte er auch die Vorlage eines Angriffsentwurfs zur späteren Weg- 
nähme von Riga. 
Am Näheres über die Ursachen des Rückschlages vor Verdun zu er- 
fahren, begab sich der Erste Generalquartiermeister dann an die Westfront 
zur Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Cr stimmte hier am 19. DezemberDezember, 
dem Vorschlage der S.Armee zu, daß ein erheblicher Teil des verlorenen 
Geländes wiederzunehmen sei'). 
Vis zu seiner Rückkehr hatte Major Wetzell als Chef der Ope- 
rationsabteilung I in einer Denkschrift vom 20. Dezember: „Wie ist20.Dezember, 
der Krieg im Jahre 1917 weiter zu führen" zu dem Ge° 
danken eines Angriffs an der russischen Front wie folgt Stellung genommen: 
„I. Entscheidender Kriegsschauplatz bleibt der Westkriegsschauplatz 
insofern, als wir dort verteidigend im Vollbesitz unserer gesamten Stellung 
bleiben müssen. Die Masse der in Deutschland in der Neuaufstellung 
befindlichen Infanterie-Divisionen, Feld- und Fußartillerieverbände gehört 
also nach dem Westen. 
II. Eine die Gesamtlage entscheidend beeinflussende Angriffsoperation 
läßt sich unsererseits nur auf zwei Kriegsschauplätzen mit wahrscheinlichem, 
durchschlagendem Erfolg ausführen. Etwa zehn deutsche und österreichisch- 
ungarische Divisionen ständen, außer den in der betreffenden Front befind- 
lichen, hierzu zur Verfügung." 
Dann wurde der vom Oberbefehlshaber Ost vorgeschlagene Angriff 
an der russischen und ein solcher an der italienischen Front erörtert, wobei 
Major Wetzell letzterem den Vorzug gab, denn: „Es ist die einzige 
Operation, die bei Erfolg unsere We st front unmittelbar entlasten 
würde!! — Der Franzose könnte gar nicht anders, er müßte helfen!" Die 
Denkschrift schloß: „Endlich bemerke ich, daß wir meines Erachtens im 
Frühjahr 1917 nicht stille liegen und dem Feinde das Gesetz des Handelns 
überlassen dürfen, sondern daß wir es in tatkräftigster Weise wie bisher in 
') S. 181.
	        
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