Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Vergewaltigung Griechenlands durch die Entente. 
245 
an Deutschland und Bulgarien den Krieg erklärte. Am 1. Dezember mar- 
schierten die Franzosen auf Athen, das gleichzeitig von ihrer Flotte be- 
schössen wurde. Es kam zu verlustreichen Kämpfen in der Stadt. 
Anter dem Eindruck dieser Vorgänge hoffte die Ober st e Kriegs- 
l e i t u n g, daß Griechenland nun doch Anschluß an die Mittelmächte 
suchen würde. Ein Angriff der Heeresgruppe Velow wurde erwogen. 
Dringend wünschten ihn die Vulgaren, um zum mindesten Monastir, 
die geheiligte Stätte ihrer völkischen Vergangenheit, wieder in die Hand 
zu bekommen. Vei der geringen Stärke der Heeresgruppe konnte das 
Unternehmen aber nur dann Erfolg haben, wenn sich die im Rücken der 
Armee Sarrail stehenden griechischen Tmppen wirklich daran beteiligten. 
Das aber war angesichts der Entwicklung in der Hauptstadt nicht zu er- 
reichen. Während König Konstantin auch weiterhin versuchte, sein Land in 
der Neutralität zu halten, verhängte der französische Admiral am 8. De- 
zember in aller Form die Blockade und drohte mit dem Bombardement 
der offenen Stadt Athen, um die Forderungen der Entente durchzusetzen. 
Sie betrafen vor allem die Überführung der Truppen aus dem Norden 
und des sämtlichen Kriegsmaterials nach dem Peloponnes. Die Gefahr 
der Hungersnot veranlaßte den König schließlich am 9. Januar 1917, auf 
Anraten des Ministerrats sämtliche Forderungen anzunehmen. 
Unterdessen hatten die Vulgaren ohne Erfolg den Versuch gemacht, 
unter Berufung auf Abmachungen des Herbstes 1915 österreichisch-unga- 
rische Hilfe gegen die Armee Sarrail zu fordern. Dann hatte das glück- 
liche Fortschreiten des rumänischen Feldzuges die Hoffnung auf Frei- 
werden eigener und deutscher Truppen in der Dobrudscha geweckt. Zu 
Besprechungen über ihre weitere Verwendung waren Zar Ferdinand, 
Kronprinz Boris und General Iekow nach Pleß gekommen, wo am 3. und Januar wi?. 
4. Januar eine Aussprache mit der Obersten Kriegsleitung stattfand. Da 
deutsche Kräfte in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung standen, vertrat 
diese auch weiter den Standpunkts, daß ein Angriff in Mazedonien nur 
möglich sei, wenn ein gleichzeitiger griechischer Angriff von Süden ent¬ 
lastend wirke. Schon die Versammlung stärkerer Kräfte nördlich von 
Monastir sei wegen der mangelhaften rückwärtigen Verbindungen unaus- 
führbar; angreifen könne man nur längs des Vardar. Voraussetzung jeder 
Operation gegen die Armee Sarrail aber sei die Verbesserung der Eisen¬ 
bahnverhältnisse. 
Das Ergebnis war, daß die an der russisch-rumänischen Front ein- 
gesetzte bulgarische 4. Division, sobald es die Verhältnisse bei der Heeres- 
*) Aufzeichnungen vom 3. Jan, für den Kaiser zur Besprechung mit den Vulgaren.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.