Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die Kämpfe an der Westfront. 
Engländer und Franzosen 179 Infanterie-Divisionen zu haben schienen, die 
teilweise stärker als die deutschen waren. In ähnlichem Maße waren die 
Gegner an schwerer Artillerie und Munition sowie an Luftstreitkräften 
überlegen. Vor allem aber hatten sie schon immer schonender mit ihren 
Truppen umgehen, ihnen wesentlich längere Erholungszeiten zubilligen 
können, als auf deutscher Seite möglich gewesen war. Denn hier hatten 
die besten Divisionen bald im Westen, bald im Osten zum Angriff ein- 
gesetzt und im Jahre 1916 im Großkampf verbrauchte meist schon nach 
wenigen Ruhetagen an anderer Stelle wieder in die Front eingeschoben 
werden müssen. Diese Verhältnisse, aber auch der seit Juli fast ununter- 
Krochen andauernde Zwang zu reiner Abwehr und schließlich die Abgaben 
für zahlreiche Neubildungen, vor allem solche für Stäbe und Sonderforma- 
tionen, hatten der Truppe meist gerade die besten Offiziere und Mann- 
schaften entzogen und damit dem Heere viel von seinem inneren Werte 
geraubt. Seine kriegerische Tüchtigkeit ließ sich nicht auf gleiche Stufe 
stellen mit derjenigen zu Anfang des Jahres. Die Herbstereignisse vor 
Verdun hatten das klar gezeigt. 
So war es bereits ein erheblicher Fortschritt, daß die Oberste Heeres- 
leitung nach Abschluß der Somme-Kämpfe daran gehen konnte, jeder Divi- 
sion wenigstens eine dreiwöchige Crholungs- und Ausbildungszeit zu ge- 
währen. Angesichts des ungünstigen Zahlenverhältnisses und der offenbar 
gesunkenen Leistungsfähigkeit der Truppen hatte sie aber Grund, mit Sorge 
auf die kommenden Kämpfe zu blicken. Sie mußte sich sagen, daß ihr vor- 
aussichtlich nur reine Abwehr übrigbleibe. Ob diese gelingen werde, schien 
wesentlich auch davon abzuhängen, ob der Feind wiederum seine Kraft 
gegen einen eng bemessenen Teil der Front zusammenfassen, ob er mit seinen 
Angriffspunkten wechseln oder gar an verschiedenen Stellen zugleich angreifen 
werde; denn auch dazu reichten seine Mittel jetzt aller Wahrscheinlichkeit 
nach aus. Keinesfalls konnte mit derselben Zuversicht wie bisher darauf 
gerechnet werden, daß die Front im Westen jedem Ansturm standhalten 
werde. 
Aus diesen Erwägungen heraus hatten Generalfeldmarschall 
von Hindenburg und General Ludendorff bereits bald nach Übernahme der 
Obersten Heeresleitung begonnen, auch die letzte Kraft für die kommenden 
Kämpfe bereitzustellen und daneben für alle Fälle den Vau starker, die 
Front verkürzender rückwärtiger Stellungen angeordnet. Die damals maß- 
gebenden Gründe waren gegen Ende des Winters noch wesentlich zwingen- 
der geworden.
	        
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